Wie normal ist es denn nun in Normal?

Wie oft ich schon auf die Frage antworten durfte, kann ich mittlerweile nicht mehr an meinen Händen abzählen. Aber genau diese Frage versuche ich in diesem Blogeintrag zu beantworten. Ich bin Niklas und aus dem aktuellen Jahrgang des Nordamerikanischen Austausch der Uni Ulm der Einzige an der Illinois State University (ISU) in Normal, illinois.

Seit Anfang August bin ich nun in der (für mich) Kleinstadt Normal inmitten des Bundesstaates Illinois. Ich habe damals, wie es in Franzi’s Blogeintrag zu lesen ist, mit Franzi, Karo, Hannah und Freddy meine Reise in Chicago gestartet, was für mich persönlich nicht besser hätte sein können, da man nicht völlig allein in ein neues Umfeld kommt. Das hat sich dann geändert als ich mit Freddy und Karo in den Zug von Chicago nach Normal gestiegen bin. Nach guten zwei Stunden, in denen man primär Maisfelder links und rechts gesehen hat, in Normal angekommen, bin ich mit zwei Koffern und meinem Rucksack auf dem Rücken direkt zu meiner Apartment-Vermittlung gelaufen, um die Schlüssel für mein zukünftiges Zimmer abzuholen, welches zwar als „off-campus“ gilt, jedoch sehr nah am Fitnessstudio und somit auch am Campus liegt. Ich wohne die beiden Semester mit drei anderen Jungs zusammen, wobei zwei selbst auch an der ISU studieren und einer nur aufgrund seines Freundeskreises dort wohnt. Da ich gute zwei Tage vorm offiziellen Start der Welcome-Week schon vor Ort war, konnte ich die Tage zum einen dafür nutzen, die Stadt und den Campus zu erkunden, zum anderen jedoch auch dafür alle nötigen Erledigungen zu machen, da ich in meinem Zimmer lediglich ein Bett und eine Kommode vorfand. Der große Vorteil an amerikanischen Supermärkten: Du findest dort alles. Und wenn ich sage Alles, dann meine ich Alles. Es hieß also: Ab zu Walmart für Lebensmittel, Bettzeugs und was man eben noch alles für einen Start in einer neuen Stadt braucht.

An meinem dritten Tag in Normal ging dann auch die International Welcome-Week los. Diese ist etwas anders als für die amerikanischen Freshmen, die hier ihre Dorms in einem der riesigen Wohnhäuser (Funfact: Eins der Wohnhäuser ist das höchste Gebäude zwischen Chicago Downtown und St. Louis) beziehen. Für mich handelte es sich eine Woche um so gut wie alles, was man rund um die ISU, den Campus, das Studentenleben aber auch das Visum wissen muss. Teils waren es eher uninteressante Vorträge, teils waren es aber auch nützliche Infos und Sessions, in denen man sein Papierkram rund ums Visum erledigt hat. Mein Tipp: Auf jeden Fall alles mitnehmen, da man dort zum einen erste Kontakte knüpfen kann und zum anderen eben auch nichts Wichtiges verpassen sollte. Am Freitag in der Welcome Week ging es für mich dann noch zur verpflichtenden Einführungsveranstaltung für Graduate Teaching Assistants (GTA, TA, GA … über die Abkürzung ist sich irgendwie niemand einig, ich nutze TA) und zur Einführung der Mathe-Fakultät.

Ab dann beginnt der Uni und TA-Alltag. In der ersten Woche eines jeden Semesters kriegt man seine Zuteilungen als Tutor, sitzt (das erste Mal) in seinen eigenen Vorlesungen und ist höchstwahrscheinlich auch im Tutoring Center der Mathe-Fakultät (eine Art Hilfe-Stelle für alles rund um Mathe) tätig. In meiner Zeit an der ISU bin ich als Graduate Student im Master Actuarial Science eingeschrieben und habe folgenden Kurse in meinem ersten Semester (Fall) gehört:

  1. MAT 337 (Advanced Linear Algebra)
    • Hier gehts etwas über das deutsche Pendant Lineare Algebra I und II hinaus, ist aber meiner Meinung nach sehr gut machbar. Im Master Actuarial Science deckt dieser Kurs einen Pflichtbereich ab, in dem man zwischen drei Kursen aus der reinen Mathematik wählen kann.
  2. MAT 381 (Actuarial Models II)
    • In diesem Kurs geht’s primär um klassische aktuarielle Berechnungen, wie Reserven, Prämien und Renteneinkommen. Es ist vergleichbar mit PVM an der Uni Ulm und war in dem Semester mit Abstand der Kurs mit dem meisten Aufwand. Das lag aber unter anderem auch daran, dass es zum ersten Mal ein Kurs war, der mit der SOA (eine der beiden amerikanischen Aktuarsvereinigungen) in Kooperation abgehalten wurde. Man konnte ähnlich wie in Ulm das Examen der Aktuarsvereinigung dazu ablegen.
  3. MAT 483 (Mathematical Models in Investment and Finance)
    • Der Kurs hat sehr viele Parallelen zum Ulmer Kurs Derivatives und wurde wie auch MAT 381 vom berühmten Dr. Ostaszeweski (auch Dr. Krysz genannt) gehalten.

Im Spring Semester höre ich aktuell folgende Kurse und erfülle somit alle Bedingungen, um meinen Master an der ISU abzuschließen:

  1. MAT 455 Applied Stochastic Processes
  2. MAT 480 Applications of Actuarial Principles
  3. MAT 411 Deep Learning
  4. MAT 400 Independent Study
    • Da der Deep Learning Kurs leider nur 3 Credit Hours gibt, habe ich mich dazu entschieden in Zusammenarbeit mit einem Professor, dem ich im Fall Semester als TA zugeteilt war, eine Independent Study abzulegen. Dabei helfe ich Ihm in seiner Forschung und übernehme einen Teil seines Papers in seinem Forschungsbereich.

Generell empfehle ich jedem, der an die ISU gehen wird, sich sorgfältig mit den Kurs-Bedingungen auseinanderzusetzen, da man damit so gut wie allein gelassen wird und mir zum Beispiel kurz vor Ende des Fall Semesters zwischen Tür und Angel gesagt wurde, dass ich mit meinem aktuellen Plan nicht abschließen kann. Abschließend zum Akademischen ist noch anzumerken, dass ich die sog. „Non-Thesis“ Option des Masters hier in Anspruch nehme und somit mit einem Praktikum in Deutschland nach den zwei Semestern meine Masterarbeit an der ISU ersetze.

Einen nicht allzu kleinen Teil der Zeit nimmt neben den eigenen Vorlesungen die TA-Position ein, wobei ich in meinem ersten Semester einem Kurs aus dem Feld der sog. General Education, einem Professor und mit zwei Stunden dem Tutoring Center zugeteilt war. Das Tutoring Center benötigt keine Vorbereitung und war deshalb recht angenehm. Bei den beiden anderen Zuteilungen ging es zum einen darum den Professor beim Korrigieren und Beaufsichtigen von Klausuren und in seiner Forschung zu unterstützen. Dabei habe ich z.B. mit dem universitätseigenen 3D-Drucker arbeiten dürfen, was mir persönlich recht viel Spaß bereitet hat. Am meisten hat mir jedoch die Arbeit mit den Studenten aus dem GenEd-Kurs gefallen, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich täglich mit den Studenten zu tun hatte. Jede/r Undergraduate Student muss (!) aus gewissen Bereichen je einen Basiskurs belegen und so eben auch einen Mathekurs. Das hieß für mich, dass nahezu 100% der Studenten, die diesen Kurs belegen, wenig bis keine Motivation haben, sich mit dem Stoff auseinanderzusetzen. Meine Aufgaben waren das Halten der wöchentlichen Labs, Kontrollieren der Anwesenheit und teils auch aktiv Teile in der Vorlesung zu übernehmen. Nach einer kurzen Gewöhnung aneinander haben sich die Studenten auch getraut mehr nachzufragen, wobei es zwar meist um den Stoff der Vorlesung ging, jedoch waren sie auch sehr an mir als deutschen Austauschstudenten und meinem ersten Eindrücken interessiert, was die Gespräche oftmals aufgelockert hat.

Neben dem akademischen Unileben hat die ISU und die Stadt Normal/Bloomington jedoch noch ein wenig mehr zu bieten. Auch wenn die ISU für keine ihrer Sport-Teams national bekannt ist, habe ich relativ schnell gefallen am College-Sport gefunden und mir in der ersten Woche auch direkt eine Saison-Karte geholt. Die Football-Saison läuft z.B. nur im Fall Semester, sodass ich in meinem ersten Semester zu einigen Spielen gegangen bin. Zusätzlich findet am jeden der Heimspieltagen das sog. „Tailgaiten“ statt, was den ganzen Tag zu einem großen Event werden lässt. Dabei trifft man sich meist recht früh vorm Anpfiff auf den umliegenden Parkplätzen rund ums Stadion und grillt zusammen, spielt Bags (Ich kannte es unter Cornhole) und trinkt evtl. auch das ein oder andere Kaltgetränk. Ich hatte das Glück bei einem Tailgate eingeladen zu sein und kann es nur empfehlen, falls man mal die Möglichkeit hat. Im Verlaufe hat dann auch die Basketball-Saison angefangen, sodass ich auch dort regelmäßig zuschauen war – Teils als Lernpause in den finalen Wochen der Klausurphase oder zum Einläuten eines netten Abends unter Freunden. Die ISU kann einem evtl. nicht das College-Sport-Erlebnis bieten, von dem man möglicherweise schonmal gehört hat, jedoch kann es sich meiner Meinung nach allemal sehen lassen. Abseits des Campuslebens hat die Stadt Normal meiner Meinung nach auf den ersten Blick nicht ganz so viel zu bieten. Lediglich eine kleine Straße mit kleineren Restaurants, Boutiquen und ein paar Bars findet man im sog. Uptown vor. Die Bars werden von den Studenten sehr gut angenommen, wobei auch ich mich dort nicht zu allzu selten nach einem langen Tag in der Uni oder am Wochenende blicken lassen habe. Jedem meiner Nachfolger/innen lege ich dabei herzlichst den Pub-Wednesday im Pub II und das Burger-Menü zum Lunch im Brew-Has für $4.50 ans Herz. Neben Uptown Normal gibt es dann auch noch Downtown Bloomington, was tagsüber mehr aus Kaffees und weiteren Boutiquen und nachts einer weiteren Partymeile aus Bars und Clubs besteht. Neben einem ordentlichen Nachtleben kann man sich aber auch durch etliche Restaurants und Fastfood-Ketten probieren, ins Kino gehen oder es sich auf einer Golf-Range mit Essen gut gehen lassen. Der erste Eindruck der Stadt und den Möglichkeiten hat sich also nach einer Zeit gelegt und man konnte es sich je nach Belieben gut gehen lassen.  

Eine gelungene Ablenkung vom Alltag sind auch die regelmäßig angebotenen Trips des International Offices. Unter deren Organisation bin ich zum Beispiel nach Springfield, der Hauptstadt Illinois, gekommen. Dort haben wir das Abraham-Lincoln-Museum, das Capitol Gebäude Springfields und auf dem Rückweg die Grabstelle der Familie Lincoln besucht. Da dies meist preiswerte Tagestrips sind und man auch mal etwas anderes als Normal zu sehen bekommen, finde ich bietet das International Office hiermit sehr gute Möglichkeiten.

Über Thanksgiving habe ich die vorlesungsfreie Woche genutzt für einen kleinen Rund-Trip nach Boston und New York City. Durch einen Zufall habe ich dann sogar noch am Flughafen mit Franzi geschrieben, die selbst auch auf dem Weg nach Bosten war. So haben wir uns kurzerhand zusammengeschlossen, waren abends in der Innenstadt Bostons essen und haben am nächsten Tag in einer großen Tour Bosten erkundet. Am zweiten Tag in Boston musste sich Franzi bereits auf ihre Weiterreise machen, sodass ich den Rest Bostons zu Fuß erlaufen bin. Daraufhin ging‘s dann auch für mich weiter nach New York City, was wahrscheinlich jeder durch Social Media ein wenig kennt, auch wenn man noch nicht selbst dort war. So war es auch bei mir der Fall und da mir das Entdecken verschiedenster Ecken zu Fuß in Boston sehr viel Spaß gemacht hat, habe ich das in NYC auch so beibehalten. Die Stadt hat unendlich viel zu bieten, allein schon was das Essen angeht. Ich hatte dort auch das Glück recht günstig in einem zentral gelegenen Hotel zu schlafen, sodass es auch gut machbar war, den Großteil ohne Uber etc. zu überleben. Ein großes Highlight in NYC war die berühmte Thanksgiving-Parade, die mich ein wenig an einen Karnevalszug erinnert hat und für die mich im Nachhinein viele der Amerikaner in Normal beneidet haben. Auch ein guter Freund hat mir davor schon erzählt, dass er sich die Parade als Kind immer im TV mit seinen Eltern angeschaut hat. Ebenfalls eine Art Highlight war der nächste Tag: Der von Sonderangeboten überflutete Black Friday. Auf der einen Seite ein guter Zeitpunkt für mich auch ein klein wenig shoppen zu gehen, auf der anderen Seite war es nahezu unmöglich durch die Menschenmassen durchzukommen. Als dieser aber rum war, hieß es für mich Abschied zu nehmen und wieder zurück nach Chicago zu fliegen, wo ich die Woche mit einem ganzen Tag in Chicago abgeschlossen habe. Da die Familie von einem guten Freund sowieso an dem Tag nach Chicago kommen wollte, haben wir uns unter anderem zusammen den deutschen Weihnachtsmarkt vor Ort angeschaut. Ich war überrascht, wie nah dieser tatsächlich an einen typisch deutschen Weihnachtsmarkt rankommt. Nur die Preise waren völlig fern von denen aus der Heimat – $12 für eine Bratwurst im Brötchen oder einen Glühwein. Trotzdem war es schön ein klein wenig Heimat mal wieder live gesehen zu haben und so habe ich mich dann auch wieder in den Zug nach Normal gesetzt, um nach einer Woche Pause mit neuer Motivation in die letzten drei Wochen des Semesters zu starten, die bei mir nahezu nur aus Klausuren bestanden.

Mit drei bestandenen Kursen im Gepäck ging es für mich Mitte Dezember mit dem besagten Freund nach Chicago zu seiner Familie, welche mich über die Winterpause zu sich eingeladen hat. Neben dem typisch amerikanischen Familienleben, der Vorweihnachtszeit und einem geselligen Neujahrsabend sind wir unter anderem eine Woche zusammen nach Puerto Rico (im Übrigen ein Territorium der USA und somit ohne zusätzlichem Aufwand zu bereisen) geflogen, was mir wohl so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird. Zum Abschluss meiner Winterbreak bin ich dann noch mit Freddy, der das Jahr mit Karo in Rolla verbringt, nach Washington DC geflogen. Dort haben wir unter anderem das Capitol, das Pentagon und das Weiße Haus begutachtet. Letztere beide hätten wir beide uns jedoch etwas aufregender und größer vorgestellt. Da Mitte Januar dann auch spätestens der Winter einbrechen sollte, musste ich etwas bangen, dass mein Rückflug auch pünktlich wie geplant zurück nach Chicago abhebt, da dort zu dem Zeitpunkt -20°C herrschten. Temperaturen, die ich persönlich so noch nicht erlebt habe und mir auch prägend in Erinnerung bleiben werden. Doch schlussendlich bin ich nach Plan über Chicago wieder zurück nach Normal gekommen, sodass hier auch ab Mitte Januar das zweite Semester losgehen konnte.

Nun ist es auch schon Mitte/Ende März, das Semester ist zur Hälfte rum und es läuft alles wie geplant rund ab. Hinter mir liegen eine Woche Spring Break, die ich sowohl in New Orleans als auch in Chicago zum St. Patricks Day verbracht habe, um dann mit neuer Motivation in die letzte Hälfte des letzten Semesters zu starten.

Grüße aus dem Golden State

Der offizielle Beiname Kaliforniens, Golden State, weckt hohe Erwartungen, so auch für mich: Mit vielfältigen Landschaften, florierender Wirtschaft und getrieben von Innovationsgeist ist der Bundesstaat seit langer Zeit sehr beliebt. Nachdem ich nun seit gut sechs Monaten in San Diego lebe und an der State University (SDSU) studiere, freut es mich, von einigen Erfahrungen hier zu berichten. Der erste und dritte Teil berichtet von Leben und Freizeit. Der zweite Teil zum Studium ist v.a. interessant für meine Nachfolger.

Leben in San Diego – Die Stadt und der Campus

San Diego ist mit 1,4 Mio. Einwohnern eine Großstadt im Süden Kaliforniens, wobei sie sehr großflächig angelegt ist. Das liegt zum einen daran, dass das Stadtgebiet teilweise recht hügelig ist und zum anderen daran, dass alles zu 100% auf Autos ausgelegt ist und damit etwas längere Distanzen kein Problem sind. Die meisten Wohngebiete abseits der Downtown bestehen aus typisch amerikanischen ebenerdigen Häusern. Die College Area liegt im östlichen Teil der Stadt knapp 20 km vom Pazifik entfernt. Im Juli vor Abreise habe ich auf craigslist ein Zimmer in einem typischen Wohnhaus gefunden rund 2 km vom Campus entfernt, womit die letzte Sorge vor Antritt des Auslandsjahrs beseitigt war. Mit meinen drei amerikanischen Mitbewohnern habe ich zügig Freundschaften gebildet. Ich kann sehr empfehlen, in der Nähe des Campus zu wohnen! Zur Uni nutze ich immer mein Fahrrad, was auch im milden Winter sehr angenehm ist. Für Unternehmungen im Stadtgebiet gibt es mehrere Möglichkeiten: Da hier die meisten Studierenden sowieso ein Auto haben, ist es wahrscheinlich, dass jemand in der Gruppe ein eigenes Auto besitzt. Andernfalls sind die öffentlichen Verkehrsmittel (Busse und die sog. Trolley) je nach Ziel eine gute Option. Hier haben sogar alle Linienbusse standardmäßig einen Fahrradständer. Alternativ kann man als Gruppe immer einfach auf Uber zurückgreifen.

Der Campus der SDSU kommt einem ganzjährigen Paradies ziemlich nahe. Unzählige Grünflächen, ein mediterraner Garten, ein kleiner Teich mit Schildkröten und unzählige Palmen ergänzen die Gebäude im spanischen Stil bestens. Der Campus bietet unzählige Ressourcen, die man auf jeden Fall nutzen sollte! Das sportliche Angebot der Uni ist sehr umfangreich: Ein großes Fitnessstudio, Sportkurse, Freizeitligen, Kletter- und Boulderwand, Tennis-/Sportplätze sowie ein Freibad. Bei dieser Vielzahl an Angeboten habe ich meine sportlichen Aktivitäten direkt hochgefahren. Wie bereits im Herbstsemester, werde ich auch ab März wieder in einem Team in der intramural (uniinternen) Fußballliga antreten. Obwohl die Liga nur fünf Wochen dauert(e), macht es unglaublich Spaß, mit einem „zusammengewürfelten“ Team direkt ab der ersten Minute alles zu geben. Mittlerweile ist es für zwei Freunde und mich auch Gewohnheit geworden, einmal pro Woche unsere Boulderskills herauszufordern. Und auch im Schwimmbad finde ich regelmäßig meinen Ausgleich.
Ein echtes Erlebnis sind auch die Footballspiele der College Mannschaft im unieigenen Stadion und Spiele der Basketballmannschaft. Nachdem die Basketballmannschaft der SDSU in 2023 im nationalen Finale stand, haben die „Aztecs“ auch in dieser Saison bisher zu Hause immer siegen können und stehen aktuell auf Platz 18 im US weiten Ranking; auch dank lautstarker Unterstützung der zahlreichen Fans!  
Da die Häuser angrenzend zum Campus zu einem großen Teil von Studierenden bewohnt werden, finden dort auch die meisten House Partys statt. Es ist nicht schwer, das richtige Haus finden, da häufig Bands in den Backyards die Partygäste unterhalten. Ganz verstecken kann ich meine deutsche Herkunft wohl nicht. Bevor ich das erste Wort ausgesprochen habe, wurde ich schon öfters direkt gefragt, ob ich aus Schweden oder Deutschland komme…

Studium und Teaching Assistantship

Wie einige Ulmer Vorgänger studiere ich an der San Diego State University Statistik. Die Vorlesungen sind eine gute Ergänzung zum Mathe- oder WiMa-Programm in Ulm. Pro Semester belege ich drei Kurse und arbeite parallel mit meiner Betreuerin an einem Projekt für die Masterarbeit in San Diego. Das Thema ist die Entwicklung eines Machine Learning Ensembles zur Vorhersage von Börsenabgängen; ein tolles Thema mit Bezug zur WiMa. Obwohl teilweise hoher Einsatz notwendig ist, um die Abschlussarbeit in neun Monaten fertigzustellen, ist der Lernfortschritt unglaublich hoch. Vor allem, weil ich mich wöchentlich mit meiner Betreuerin über den Fortschritt austausche. Im Herbstsemester habe ich die Kurse STAT 580 Statistical Computing, STAT 680A Advanced Biostatistical Methods und STAT 701 Monte Carlo Statistical Methods belegt. Im Frühjahrssemeter belege ich STAT 677 Design of Experiments, STAT 700 Data Analysis Methods, STAT 702 Data Mining Statistical Methods sowie eine verpflichtende Vortragsreihe. Jede Vorlesung findet zweimal pro Woche für je 75 Minuten statt. Je nach Kurs gibt es entweder wöchentliche Assignments oder pro Semester ca. fünf größere Übungsblätter. Im Vergleich zu Übungsblättern in Ulm sind die Assignments an der San Diego State leichter, aber zeitlich ähnlich aufwendig. Die Kurse und Übungen sind allesamt sehr angewandt, viele Hausaufgaben sind mit R zu bearbeiten. Beweise oder Herleitungen werden selten vorgestellt oder abgefragt. Anders als in Ulm, gibt es in jedem Kurs eine Prüfung in der Mitte des Semesters und eine Prüfung im Anschluss an die Vorlesungszeit, die in der Regel nicht kumulativ ist. Da jeder meiner Kurse am Ende des Semesters ein Projekt mit Vortrag und/oder Ausarbeitung verlangte, waren die letzten drei Semesterwochen einerseits ziemlich intensiv. Andererseits sind die Prüfungen weniger aufwendig und teilweise zuhause zu bearbeiten.
Wie im Austauschprogramm üblich, bin ich Teaching Assistant (TA) für einen undergraduate Kurs. In beiden Semestern bin ich TA für den einführenden Statistikkurs STAT 250 für Mathe- und Informatikstudierende. Der Kurs ist hybrid gestaltet. Die Studierenden bekommen die Vorlesungsinhalte als Videos bereitgestellt und haben wöchentlich ein sogenanntes Lab Meeting bei einem TA. Ich unterrichte zwei Lab Meetings pro Woche, bei dem ich in den ersten 60 Minuten den Stoff aus den Vorlesungsvideos wiederhole und einübe. Im zweiten Teil des Lab Meetings bearbeiten die Studierenden ein ca. 40 minütiges Lab Assignment, quasi wie Quizfragen in Moodle. Das Unterrichten ist meist das, worauf ich mich unter der Woche am meisten freue. Einerseits ist die Flexibilität in der Gestaltung meines Unterrichts hoch und meine eigenen (sprachlichen) Lernfortschritte groß. Andererseits bekomme ich direkt Rückmeldung, was die Studierenden verstanden haben und wo Verständnislücken bestehen. Meine TA Aufgaben lassen sich im wöchentlichen Schnitt wie folgt einordnen:

  • 3-6h Unterrichtsmaterial vorbereiten, Klausuren Korrektur lesen oder beaufsichtigen
  • 2x 100 min unterrichten
  • 3h Office Hours anbieten bzw. als Tutor im Math & Stats Learning Center unterstützen
  • 2h Woche im Durchschnitt Mails von Studierenden beantworten oder korrigieren
  • 30 min Statusbesprechung mit Professorin und anderen TAs

Freizeit und Reisen

Auch wenn der Workload unter der Woche teilweise hoch ist, bleibt am Wochenende Zeit für kürzere Ausflüge. Die Region San Diego hat neben einigen schönen Sandstränden vor allem tolle Wanderwege und schöne State Parks zu bieten. Mein Favorit ist die Torrey Pines State Natural Reserve. Die malerischen Sandsteinformationen mit kleinen Schluchten grenzen direkt an den Pazifik. Teil davon sind 90 Meter hohen Klippen, die bei einem Strandspaziergang bewundert werden können. Der nah gelegene Mission Trails Regional Park bietet unzählige Wanderwege durch Täler und einige Hügel, von denen man die Stadt sehr gut bewundern kann.
Die kleine Insel Coronado vor Downtown San Diego bietet schöne Strandpromenaden bei etwas ruhigerem Ambiente als auf dem Festland, ein gehobenes Flair und einen tollen Blick auf San Diego bei Nacht und Tag. Zum Bestaunen ist auch die zwei Meilen lange Autobahnbrücke, die San Diego mit dem Festland verbindet.
Mehrere Besuche wert ist auch der Balboa Park, an den sich angrenzend auch der San Diego Zoo befindet. Mit 640 Arten ist dieser Zoo der meistbesuchte in den USA.
Auch kulinarisch bietet San Diego als internationale Stadt einiges. Wegen der unmittelbaren Nähe zu Mexiko gibt es authentisches mexikanisches Essen. Fish Tacos, der California Burrito und der Surf&Turf Burrito zählen inzwischen zu meinen Lieblingsspeisen.

Neben Ausflügen in und um San Diego, habe ich bisher zwei längere Reisen unternommen. Zunächst haben Helen (in Milwaukee), Franzi (in Syracuse) und ich die Idee umgesetzt, am New York State Halbmarathon in Syracuse teilzunehmen. Nach intensivem 😉 Training (u.a. mit dem SDSU Runnig Club) haben wir uns am Marathonwochenende im Oktober in Syracuse getroffen. Bevor am Sonntag der Halbmarathon anstand, hat Franzi uns am Freitag ihre Stadt und Uni gezeigt. Den Samstag nutzen wir für einen Ausflug an die Niagarafälle. Am Sonntag früh um 8 Uhr starteten wir dann für die 13.1 Meilen um den Onondaga Lake; zunächst im Trockenen, dann aber für das letzte Viertel im strömenden Regen. Doch die Nässe hielt uns nicht ab, Bestzeiten zu erreichen, womit das Wochenende mehr als gelungen ist.

Für meine zweite Reise in den Winterferien habe ich Besuch von zwei Freunden aus der Heimat bekommen. Gut zwei Wochen haben wir genutzt, um einen Roadtrip durch den Westen der USA zu unternehmen. Zunächst ging es über Los Angeles, Santa Barbara und Mountain View nach San Francisco. Bei unserem dreitägigen Aufenthalt im Yosemite National Park hatten wir die Gelegenheit, bei Wanderungen die markenten Felsformationen Half Dome und El Capitan zu bewundern. Nach Zwischenstopps im Sequoia Nationalpark, Death Valley und Las Vegas war Grand Canyon der letzte Nationalpark auf dem Trip. Anders als wir geplant hatten, war der Grand Canyon an der oberen Kante mit ca. 20 cm Schnee bedeckt. Da wir Schnee und Minustemperaturen von Yosemite schon kannten, konnten wir uns problemlos an die unterwarteten Umstände anpassen. Ich kann nur empfehlen, einige Nationalparks und v.a. den Grand Canyon auf die Reiseliste zu setzen. Die Parks überwältigen durch ihre einzigartige Natur und ist ein super Ziel für Wanderungen und Backpacking.

Viele Grüße, David

Drei Fragen, die man sich vor Abreise stellen könnte…

Ich überlege, ein/zwei Auslandssemester zu machen. Sind 10 Monate für einen Auslandsaufenthalt im Studium nicht etwas zu lang? – In der Vorschau klingen zwei Semester nach einer Menge Zeit. Doch bis man alles organisiert hat, seine neuen Freunde kennengelernt hat und wirklich angekommen ist, vergehen meist einige Wochen. Dann wäre es schade, nach sich nach ein paar weiteren Wochen schon wieder trennen zu müssen. Im Rückblick vergeht die Zeit immer viel zu schnell und dieser Effekt verstärkt sich, wenn man so viel Neues wie bei einem Auslandsaufenthalt erlebt. Zusätzlich absolvierst du einen vollen amerikanischen Master-Abschluss mit dem Ulmer Nordamerika-Programm!

Was sollte man beachten, bevor man in die USA aufbricht? – Die Distanzen sind größer als sie auf der Karte aussehen. Ich hatte z.B. beim Überschlagen von Meilen in Kilometer zu konservativ gerundet und war etwas überrascht von den Entfernungen in den USA. Ich war ziemlich erstaunt, als ich mir klar gemacht habe, dass 2.5 Meilen mehr als 4 km sind.

Wie ist das Wetter in San Diego wirklich? – Das Wasser im Pazifik ist (ohne Golfstrom) deutlich kühler als der Atlantik. Dadurch ist die Lufttemperatur auch im Sommer gemäßigt, was im Schatten sehr angenehm ist. Doch in der Sonne sind gefühlte 30°C im August und September die Regel; an ein paar Tagen erreichen die Thermometer auch die 100°F (37.8°C). Im Winter sind die Tagestemperaturen im Schnitt zwischen 17-21°C, Nachttemperaturen meist um 8-12°C. Von den wenigen Regentagen werde ich im milden Winter immer mal wieder überrascht.

Im Land von Käse und Bier gelandet

Ankunft in den USA

Für mich ging es gemeinsam mit Helen, die das Jahr in den USA auch an der University of Wisconsin-Milwaukee (UWM) verbringt, am 16. August von München aus per Direktflug nach Chicago. Wir haben hier einen kurzen Zwischenstopp eingelegt und noch 4 Tage in Chicago verbracht.

In Chicago haben wir zwei verschiedene Touren von „Free Chicago Walking Tours“ besucht, welche sehr zu empfehlen sind. Man lernt hier einige interessante Anekdoten über Chicago und erkundet gleichzeitig die Stadt zu Fuß. So rührt der Spitzname „windy city“ der Stadt Chicago ursprünglich nicht daher, dass es in der Stadt sehr windig ist. Sondern von einem Reporter der New York Sun, der die Politiker Chicago’s 1893 als “full of hot air” bezeichnete.

Vor allem die „Crimes and Gangsters“ Tour war sehr interessant. Man wird hier quer durch Downtown Chicago zu verschiedenen bedeutenden Standorten aus der kriminellen Geschichte Chicagos geführt an denen z.B. ehemalige Gangster ihre Unterschlüpfe hatten. So gibt’s es heute immer noch einen geheimen Tresor im Keller des italienischen Restaurants „Harry Caray“ welcher zu einem kleinen Museumsraum gestaltet wurde.

Während wir in der Stadt unterwegs waren, war immer wieder das Dröhnen von Kampfjets zu hören, die über der Stadt Ihre Runden drehten. Es stellte sich heraus, dass dies nur Trainingsflüge für eine einige Tage später stattfindende Flugshow waren. Diese Flugshow, die „Chicago Air and Water Show“, findet seit 1959 jährlich in Chicago am Ufer des Lake Michigan statt.

Schon im Bus auf dem Weg zur Show, machte sich bemerkbar, dass wir nicht die einzigen waren die sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollten. Dies sorgte auch dafür, dass die ohnehin schon sehr unzuverlässigen Busse, so lange brauchten, dass wir uns entschieden zu Fuß weiterzugehen. Dies stellte sich als gute Entscheidung heraus, da wir den Strand vor unserem, dann ehemaligen Bus erreichten. Am Strand angekommen, schon fast nichts mehr erkennbar. Tausende von Menschen hatten sich mit Campingstühlen, Sonnenschirmen und Handtüchern breit gemacht, um die Show zu beobachten.  Die Show selbst war für uns nicht so spektakulär und wurde nach einiger Zeit eintönig, sodass wir den Strand Richtung Downtown verließen. Dabei ließen wir es uns nicht entgehen an einem Stand jeweils 5 verschiedene Müsliriegel von einem Probierstand einzustecken. Damit hatte sich der Besuch der Flugshow dann doch gelohnt.

Erste Tage in Milwaukee

Nach 4 schönen Tagen in Chicago, machten wir uns dann am 20. August auf nach Milwaukee, da am 21. August schon erste Einführungsveranstaltungen anstanden. Zwischen dem Flughafen O’Hare in Chicago und der „Intermodal Station“, dem Bahnhof in Milwaukee verkehrt mehrmals täglich ein Airport-Service in Form von Reisebussen, die den Weg sehr gemütlich und unkompliziert gestalten. Das Busticket von Chicago nach Milwaukee wird von der UWM gestellt. Hierzu muss man lediglich sein Flugticket nach Chicago in einem Onlineportal der Uni hochladen und bekommt dann ein Busticket zum Herunterladen ausgestellt.

Von der Intemodal Station muss man dann einige Meter zu Fuß zurücklegen, um verschiedene Buslinien zu erreichen. Auf diesem Weg hatte ich meine erste Interessante Begegnung mit einem Amerikaner. Es wurde behauptet, ich sehe dem NBA-Spieler Luca Doncic ähnlich. Ich stehe dieser angeblichen Ähnlichkeit eher skeptisch gegenüber, aber ich lasse euch das selbst bewerten.

Nach diesem Erlebnis ging es dann mit dem Bus zu den Kenilworth Square Apartments, einem Wohnheim der Uni in dem hauptsächlich graduate students untergebracht sind und auch sehr viele andere internationale Studenten wohnen.In diesem Apartment Gebäude, das früher einmal eine Ford Model-T Fabrik enthielt, teilen Helen und ich uns zu zweit ein Apartment. Dabei hat jeder ein etwa 15qm großes Zimmer und Küche, Bad und Wohnzimmer werden gemeinsam genutzt.  Die Apartments sind ganz schön und relativ geräumig, aber etwas kahl und enthalten zu Beginn nichts außer Möbeln. Deshalb bestand unser rechtlicher Tag nach der Ankunft aus Einkäufen bei TJMaxx, und Walmart, wo wir uns mit allerlei wichtigen Utensilien von Töpfen und Pfannen bis Klopapier eindeckten.

Die Kenilworth Apartments liegen ziemlich zentral gelegen, etwa auf halben Weg zwischen Downtown Milwaukee und der UWM, die ein Stück nördlich von Downtown Milwaukee liegt. Es gibt im Umkreis von 200m diverse Essens-und Einkaufsmöglichkeiten, ein Kino, eine Bowlingbahn und einen Whole Foods. Dieser ist sehr nah gelegen und sogar sonntags geöffnet (wie die meisten Geschäfte in den USA), aber auch ziemlich hochpreisig. Etwas weiter entfernt, aber dennoch gut zu Fuß bzw. mit dem Bus zu erreichen befindet sich dann auch günstigere Alternativen und sogar ein Aldi. Im Gebäude der Kenilworth Apartments selbst befindet sich ein kleines Gym und ein Konferenzraum, beides ist für Bewohner gratis zu benutzen.

Von Kenilworth erreicht mal die Uni zu Fuß in ca. 20 min und mit dem Bus oder der Prowl Line, einem Shuttle der UWM, in 5-10 min. Den Strand erreicht man zu Fuß in etwa 10 min. Alles in allem ist Kenilworth sehr gut gelegen.

Orientation of Orientations

Unsere erste Woche an der UWM-Begann mit einem Überblick über alle möglichen Orientations, die wir in den nächsten zwei Wochen vor Semesterbeginn besuchen würden.

Die erste Woche bestand aus einer Math-Department internen Orientation die hauptsächlich dazu diente uns auf unsere Tätigkeit als Teaching-Assistant vorzubereiten. Hier wurden uns verschiedene Lehrmethoden und Tipps mitgegeben. Bei diesen Orientations haben wir auch die anderen neuen Graduate Studenten des Math-Department kennengelernt. Darunter auch zwei Deutsche aus Aachen von der FH Aachen, die ein ähnliches Austauschprogramm mit dem UWM haben. Die Zweite Woche bestand aus allgemeineren Orientations für alle Graduale Studenten oder alle Internationalen Studenten. Hier lernten wir zwei weitere Deutsche aus Gießen aus einem VWL Austauschprogramm sowie eine Kanadierin die Ihren PhD in Neurowissenschaften macht, kennen.

Durch die Orientations und andere Aktivitäten für Internationals wie das international Dinner, was jeden Freitag stattfindet war es einfach neue Leute kennenzulernen und Freunde zu finden.

Uni-Campus in Milwaukee

Die University of Wisconsin-Milwaukee erstreckt sich über ein 2×2 Blocks großes Gebiet das am nördlichen Rand von Milwaukee zwischen Downtown Milwaukee und den nördlichen angrenzenden Vorstädten Shorewood und Whitefish Bay gelegen ist.

Auf dem Campus befindet sich neben zahlreichen Gebäuden für die verschiedenen Departments und einer Student Union auch das Klotsche Center, in dem sich ein großes Gym, 4 Basketball Courts, ein Schwimmbad und eine Running Track befinden. Hier werden die Heimspiele der Volleyball Mannschaften und teilweise auch der Basketball Mannschaften der Milwaukee Panthers, der Sportmannschaft der UWM, ausgetragen. Ebenfalls auf dem Gelände befindet sich ein kleines Fußballstadion, auf dem die Heimspiele der Herren und Damen Teams der Panthers ausgetragen werden. Bemerkenswert ist hier, dass vor jeder Sportveranstaltung die amerikanische Nationalhymne gespielt wird und die Spieler*innen einzeln mit Namen aufgerufen werden.

Ich bin an der UWM im „normalen“ Mathematics Master eingeschrieben.  Es gibt noch eine Statistik Spezialisierung und einen Aktuarwissenschaften Master, diese schränken aber die Kurswahl deutlich ein, sodass der normale Master die beste Option darstellt. Im vergangenen Herbst Semester habe ich 3 Vorlesungen gehört.

  • MTHSTAT766 Computational Statistics
  • MTHSTAT869 Nonparametric and Smoothing Statistical Methods
  • MTHSTAT871 Mathematical Statistics I

Der Aufwand hielt sich insgesamt in Grenzen, ist aber auch stark von der Kurswahl abhängig, da andere deutlich mehr zu tun hatten. Während dem Semester gibt es durch Abgaben im Zweiwochen-Rhythmus und Midterms mehr zu tun als man es aus Deutschland kennt, aber dafür ist das Ende des Semesters entspannter. Im Springterm werde ich dann nur die folgenden 2 Vorlesungen hören, da man an der UWM eine Masterarbeit schreiben muss.

  • MTHSTAT768 Multivariate Statistics
  • MTHSTAT872 Mathematical Statistics II

In meiner Funktion als Teaching Assistant an der UWM war ich im Herbst für die Vorlesung MATH103 Contemporary Applications of Mathematics zuständig. Diese behandelt verschiedene Teilgebiete der Mathematik wie z.B. Wahltheorie, Graphtheorie und Einführungsthemen aus Statistik, Wahrscheinlichkeit und Finanzmathematik.

Meine Aufgabe bestand dabei aus dem Halten von „Discussion Sections“. Diese sind am ehesten mit deutschen Tutorien vergleichbar und bestehen aus einer kurzen Wiederholung des Materials, dem Durchrechnen von Aufgaben, Durchführen und Bewerten von Quizzes und Bewerten von sonstigen studentischen Abgaben. Ich hatte zwei Präsenz Kurse, jeweils 2x wöchentlich für 50 min und einen Online Kurs bei dem ich nur die Abgaben bewerten und etwaige Fragen beantworten musste. Zusätzlich müssen wöchentlich 3 Stunden Office Hours angeboten werden, diese waren aber abgesehen von dem Nachholen von verpassten Quizzes sehr spärlich besucht.

Milwaukee

Wir wurden mehr als einmal gefragt, warum wir uns gerade Milwaukee ausgesucht haben, um ein Auslandsjahr zu machen. Auf den ersten Blick ist Milwaukee nicht die schönste Stadt, aber es hat durchaus seine schönen Seiten. Dazu gehören unter anderem, der Lakefront Drive mit seinen beeindruckenden Häusern und einer tollen Aussicht auf den See, Bradford Beach mit seinen Volleyballfeldern, der Oak Leaf Trail, welcher sich bestens zum Laufen oder Fahrrad fahren eignet, die 3rd Street Market Hall mit Ihren Food-Spots und Shuffleboard-Feldern oder die Blu Bar mit Ihrem 180 Grad Blick über ganz Milwaukee.

Auch das Fiserv Forum und das American Family Field, die Stadien des NBA-Teams Milwaukee Bucks und des MLB-Teams Milwaukee Brewers sind einen Besuch wert. Für beide kann man über die UWM schon ab 10 Dollar Tickets ergattern.

Die Wisconsonites, so werden die Einwohner von Wisconsin genannt sind alle sehr herzlich und freundlich und egal wohin man geht, sei es beim Einkaufen oder im Restaurant, man wird immer sehr authentisch freundlich begrüßt. Das ist einer der Dinge, die ich hier am meisten liebe. Manchmal hört man aber auch einige Geschichten, bei denen man nun mit dem Kopf schütteln kann. Z.B wurde uns erzählt, dass es in den USA so wenige Kreisverkehre gibt, da der Glaube herrscht, diese würden Tornados verursachen.

Turkey, Devils Lake & The Lakes up North

An Thanksgiving war ich bei einer deutschen Familie eingeladen, die 1997 ausgewandert ist und nun in einem Vorort von Milwaukee wohnt. Dort gab es ein traditionelles amerikanisches Thanksgiving, mit Turkey, Stuffing, Sweet Potato Casserole, Kartoffelpüree, Corn Bread, Bohnen und karamellisierten Karotten. Es war ein tolles Erlebnis, diese amerikanische Tradition einmal persönlich zu erleben.

Den Rest der Thanksgiving Break haben wir mit einem Roadtrip verbracht. Es ging zuerst zum Devils Lake, einer wunderschönen See in der Nähe von Madison, der Hauptstadt Wisconsins. Dort haben wir den Tag mit einer Wanderung um den See verbracht.

Danach ging es nach einem Zwischenstopp wieder in Milwaukee, für das erwähnte Thanksgiving Essen, am Lake Michigan entlang weiter in den Norden von Wisconsin. Fun Fact: Der Lake Michigan ist so groß wie ein drittel von Deutschland. Auf unserem Weg in den Norden besuchten wir zunächst in Oshkosh das Paine Art Center, wo in der Vorweihnachtszeit eine spezielle Nussknacker Ausstellung stattfand. Es wurde von dem Ehepaar Paine schon mit dem Gedanken erbaut, dass es nach Ihrem Tod als Museum und Veranstaltungsstätte dienen sollte. Aufgrund der Great Depression verzögerte sich der Bau des Hauses so lange, das leider keiner der Eheleute jemals selbst in diesem Haus wohnte.

Anschließend ging es für uns weiter nach Michigan in das kleine Städtchen Marquette welches am Ufer des Lake Superior liegt. Hier und auch am restlichen Ufer des Lake Superior war oft das Phänomen gefrorenen Sandes zu sehen. Man fand sogar Stalaktiten und größere Eisbrocken direkt am Sand. Auf dem Rückweg machten wir noch Halt in Green Way, welches das NFL-Team Green Bay Packers beheimatet. Das Stadion war sehr beeindruckend, was dazu führte das wir es uns bei einer Führung etwas genauer anschauten. Dies markierte den Abschluss unseres Road-Trips und es ging wieder zurück nach Milwaukee, wo die letzten 3 Wochen des Semesters und die Finals auf uns warteten.

Christmas Time and Finals

Milwaukee war in der Weihnachtszeit sehr festlich geschmückt. In der ganzen Stadt verteilt waren übergroße Weihnachtsbaumkugeln mit Motiven von verschiedenen Künstlern aufgestellt. Im Deer District von Milwaukee wurde in einer großen Zeremonie, an der zahlreiche Chöre und auch Milwaukees Bürgermeister teilnahm, ein Weihnachtsbaum beleuchtet. Dazu wurde kostenlos hot chocolate an die Besucher ausgeschenkt.

Ich hatte im Fall-Semester nur ein schriftliches Final, in den anderen beiden Kursen waren die Finals in Form von Projekten, die am Ende der Finals-Week abzugeben waren. Für meinen Kurs den ich gelehrt habe gab es kein Final, sodass meine Woche relativ entspannt ausfiel. Nach der Finals-Week ging es für mich über Weihnachten und Silvester zurück nach Deutschland um Zeit mit meiner Familie & meiner Freundin zu verbringen. Während ich in Deutschland war, brach der Winter über Milwaukee herein, sodass mich bei meiner Ankunft in Milwaukee Temperaturen von -20 Grad Celsius erwarteten.

Ich habe die bisherigen 5 Monate in Milwaukee sehr genossen und freue mich auf die nächsten 4 Monate und hoffentlich weitere großartige Erlebnisse und Ausflüge.

Fallsemester im Sunshine State Florida

Ankunft und Start in Pensacola

Nach wundervollen Tagen in Chicago (im Blogpost von Franzi schon ziemlich gut beschrieben), setzte ich meine Reise fort und kam schließlich in Pensacola an. Am Flughafen wurde ich herzlich von Leon empfangen, einem deutschen Studenten aus Ulm, der im Jahr 2022 an der University of West Florida auch Mathematical Sciences studiert hat. Leon ermöglichte mir einen äußerst angenehmen Start in Pensacola. Er stelle mir viele Freunde vor und lud mich mehrmals zum gemeinsamen Dinner ein, bevor er nach ein paar Tagen abgereist ist. Mit Leon und seinen Freunden war ich auch zum ersten Mal am Pensacola Beach und konnte das wirklich sehr gute Wetter im August genießen.

Nach einem zehntägigen Aufenthalt in einem Airbnb zog ich schließlich in mein Apartment im Studentenwohnheim College Vue ein. Schon im Juni konnten sich alle zukünftigen Bewohner über eine App miteinander in Verbindung setzen und sich aussuchen, mit wem sie das Apartment teilen wollen. Ich teile mir die Wohnung mit zwei italienischen und einem amerikanischen Studenten. Die Apartments sind sehr schön und komfortabel. Jeder hat sein eigenes Schlaf- und Badezimmer und gemeinsam nutzen wir eine geräumige Küche und ein gemütliches Wohnzimmer. Auf dem Gelände gibt es außerdem ein Volleyballfeld, einen Pool und ein Fitnessstudio. Zum Glück verstehe ich mich richtig gut mit meinen Mitbewohnern und wir haben mittlerweile sogar alle denselben Freundeskreis. Die ersten Tage waren zwar organisatorisch geprägt, wir hatten aber genug Zeit uns kennenzulernen, die Wohnung gemeinsam einzurichten, am Pool zu entspannen und den Campus zu erkunden.

Der Campus der UWF beeindruckt mit mehr als zehn Tennisplätzen, Volleyballfeldern, einem gut ausgestatteten Fitnessstudio, einem Schwimmbad, Football- und Soccer-Stadien und zwei schönen Wanderwegen. Zusätzlich gibt es auf dem Campus verschiedene Ärzte und Psychologen, an die man sich jederzeit wenden kann. Die grüne und natürliche Umgebung macht den Campus wirklich besonders. Es gibt Gerüchte, dass es in den Flüssen, in der Nähe der Wanderwege, sogar Alligatoren gibt. Im November wurde auf dem Campus sogar ein Braunbär gesichtet, der sich verirrt hatte.

Obwohl Pensacola selbst nicht als besonders schöne Stadt gilt, entschädigt Pensacola Beach mit seinem kilometerlangen Strand, der zum Entspannen und Spazierengehen einlädt. Unser Lieblingsplatz ist direkt neben dem Pier, der vor allem im August und September bei über 30 Grad wertvollen Schatten spendete. Die Strandpromenade bietet zahlreiche Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Pensacolas Innenstadt besteht hauptsächlich aus einer langen Straße mit verschiedenen Cafés, Geschäften, Bars und vier Clubs. Die Straße endet am Hafen, der zu schönen Spaziergängen einlädt. Uptown gibt es eine weitere bekannte Studentenbar und einige gemütliche Restaurants.

Startschuss für das Fallsemester

Das eigentliche Semester begann am 18. August mit verschiedenen Einführungsveranstaltungen, durch die es sehr einfach war, neue Leute kennenzulernen. Am ersten Tag lernte ich einen Franzosen kennen, der ähnliche Kurse belegte wie meine italienischen Mitbewohner und ich. Die Italiener studieren Computer Science, während der Franzose Data Science und ich Mathematical Sciences (alle im Master) studieren.

Ich habe mich für vier Kurse eingeschrieben:

  • 80503 – STA5326 Stat Inference (3 hours)
  • 80266 – MAS5145 Matrix Theory (3 hours)
  • 80369 – STA5176 Stats Modeling (3 hours)
  • 86101 – MAT6905 Computational Neurosci w/Apps (3 hours)

Die ersten beiden Kurse sind verpflichtende Einführungskurse, die sich als sehr einfach erwiesen haben und hauptsächlich Stoff aus dem Bachelor wiederholen. Der letzte Kurs ist ein Research Projekt im Bereich Computational Neuroscience, welcher am Ende meiner zwei Semester meine Masterarbeit ersetzen wird. Insbesondere durch das Forschungsprojekt habe ich schnell viele Kommilitonen kennengelernt, die mit denselben Professoren wie ich zusammenarbeiten. Wir haben jede Woche Gruppenmeetings, bei denen die Professoren Donuts bereitstellen und eine sehr lockere Atmosphäre herrscht. Außerdem besteht die Möglichkeit an verschiedenen Forschungsprojekten außerhalb des Kurses oder an verschiedenen Konferenzen und Competitions teilzunehmen.

Als Graduate Teaching Assistant unterstütze ich zwei Professoren, die Calculus I & II unterrichten. Hauptsächlich bin ich für die Korrektur ihrer Midterms zuständig. Die Arbeit hat immer Spaß gemacht und hat nicht wirklich viel Zeit in Anspruch genommen.

Für das Springsemester sind folgende Kurse geplant:

  • 16681 – MAD6306 Complex Networks (3 hours)
  • 15820 – MAP5196 Mathematics for Data Science (3 hours)
  • 17182 – IDC6146 Deep Learning for Data Science (3 hours)
  • 86101 – MAT6905 Computational Neurosci w/Apps – 2 (3 hours)

College-Life in Pensacola

Neben den Einführungsveranstaltungen wird an der UWF auch speziell für die internationalen Studenten gerade am Anfang viel geboten. Beispielsweise gibt es jeden Donnerstag die International-Coffeehour, bei der man kostenlosen Kaffee und Snacks genießen kann. Man trifft dort in gemütlicher Atmosphäre auf sehr viele internationale, aber auch amerikanische Studenten. Nach ein paar Wochen ist schnell eine große Freundesgruppe entstanden. Unter anderem die One-Dollar-Drinks, die jeden Donnerstagabend nach der Coffehour im O’Rileys (einer Studentenbar Downtown) angeboten werden, haben dazu geführt, dass wir sehr schnell eng zusammengewachsen sind.

Gemeinsam haben wir in diesem Semester wirklich unbeschreiblich viel erlebt. Da fast alle in der Nähe oder auf dem Campus wohnen sind wir quasi alle Nachbarn und es ist immer was geboten. Außerdem haben auch alle meine amerikanischen Freunde ein eigenes Auto und haben uns Internationals immer gerne mitgenommen oder auch mal zum Einkaufen und zu Terminen gefahren. Ob Tennis, Basketball oder Volleyball spielen, gemeinsames Lernen in der Library oder Spieleabende – es ist wirklich immer was los. Am Anfang des Semesters waren wir auch jedes Wochenende am Strand und haben das gute Wetter gemeinsam am Pool genossen. Zudem gibt es in Pensacola sogar Delfine, die sich bei einer Bootstour super gut beobachten lassen. Die ersten Footballspiele und die Tailgates vor den Spielen, die von den Fraternitys und Sororitys organisiert werden, waren mein absolutes Highlight und sind meistens in einer spontanen Poolparty geendet.

Ein weiteres Highlight war die Pensacola Gallery Night. Die monatlichen Veranstaltungen konzentrieren sich auf bestimmte Themen, stellen besondere Künstler vor und werben die besten Künstler der Region an. Außerdem gibt es entlang der langen Straße Downtown viele verschiedene Essensstände mit außergewöhnlichem Essen. Ende Oktober fand die Pensacola Interstate Fair statt. Mit über 60 Fahrgeschäften, Unterhaltungskünstler, Ausstellungen und jeder Menge Essen gibt es auf der Messe immer etwas Neues zu sehen und zu tun. Des Weiteren lohnt sich ein Ausflug zu der nahegelegenen Stadt Destin. Es gibt viele Einkaufsmöglichkeiten, Restaurants und der Strand verzaubert mit traumhaften Sonnenuntergängen.

Wir haben außerdem einen gemeinsamen Campingausflug zum Blackwater River unternommen und einen sehr gemütlichen Abend am Lagerfeuer verbracht.

In einer kleineren Gruppe sind wir für ein Wochenende nach New Orleans gefahren und haben die Stadt erkundet. Besonders die Street Art und das Probieren von traditionellen und super leckeren Beignets kann ich in New Orleans empfehlen.

Ein besonderes Highlight war es Halloween und Weihnachten in den USA zu erleben. Schon Anfang Oktober haben alle angefangen ihre Häuser zu dekorieren und sich auf Halloween vorzubereiten. Die Wochenenden Ende Oktober waren dann von verschiedenen Halloweenspecials geprägt. Direkt nach dem 31. Oktober ist in Pensacola dann auf Weihnachten eingestimmt worden. Jede Straße wurde weihnachtlich dekoriert und auch die Universitätsgebäude wurden mit Weihnachtsdeko ausgestattet. Manche Amerikaner nehmen das wirklich sehr ernst und unter Weihnachtsmännern, Rentieren und Lebkuchen kann man deren Haus oft nur noch erahnen.

Ende November drehte sich dann alles um Thanksgiving. Wir hatten eine Woche frei und ich durfte Thanksgiving mit 4 Freunden und der Familie einer Amerikanerin feiern. Ihre Oma hat ein riesiges Buffet vorbereitet und ich glaube, ich habe selten in meinem Leben so viel und so gut gegessen. Diese wirklich sehr amerikanische Erfahrung war super schön und werde ich so schnell nicht vergessen. Am Samstag haben wir dann noch „Friendsgiving“ am Strand gefeiert. Jeder International hat eine Spezialität aus seinem Land mitgebracht und somit hatten wir ein wirklich außergewöhnliches Friendsgiving-Dinner.

Finals & Winterbreak

Dann standen auch schon die Finals an. Da man während des Semesters auch schon einige Projekte und Midterms hatte, hielt sich der Stress am Ende des Semesters in Grenzen und wir waren alle mehr als zufrieden mit unseren Ergebnissen. Für einige meiner Freunde war das Fallsemester auch das letzte und wir haben gemeinsam deren Graduation gefeiert. Das war auch ein bisschen traurig, da wir uns dann auch vor der Winterbreak von ihnen verabschieden mussten. Allerdings haben wir schon den ersten gemeinsamen Urlaub im Mai gebucht und werden uns ganz sicher bald wieder sehen.

Die Winterbreak habe ich dann genutzt, um zu reisen. Die erste Woche habe ich auf den Bahamas verbracht und konnte sogar mit süßen Schweinen schwimmen. Wir waren auf der Insel Exuma, die mit wirklich traumhaften Strände und türkisem Meer verzaubert.

Weihnachten und Silvester verbrachte ich in Miami und Südflorida. Bei 30 Grad und unter Palmen hält sich das Heimweh nach der Familie in Deutschland zum Glück einigermaßen in Grenzen. Miami ist wirklich eine sehr schöne Stadt und hat wunderschöne Strände. Außerdem lohnt sich ein Ausflug zu Key West und den Everglades.

Abschließend kann ich sagen, dass ich die beste Zeit meines Lebens in Pensacola hatte und sehr schnell wirklich gute Freunde gefunden habe, die ich sicherlich auch nach meiner Zeit in Florida noch das ein oder andere Mal besuchen werde. Ich freue mich auf das Springsemester und bin froh für weitere 6 Monate in den USA leben zu dürfen. Die Zeit hier hat mich sehr geprägt und wir haben Erinnerungen geschaffen, an die wir uns sicher unser ganzes Leben mit einem Lächeln im Gesicht zurückerinnern werden.

Liebe Grüße aus dem wunderschönen Sunshine State!

Wa-Wa-Wa-Wa-Waterloo

Auch wenn im ABBA-Song ein anderes Waterloo gemeint ist, ist der Song oft das, was man in Deutschland als erstes zu hören bekommt, wenn man erzählt, dass man ein Jahr nach Waterloo in Kanada gehen wird. Und hier in Waterloo bin ich jetzt seit zweieinhalb Monaten und werde im folgenden Beitrag ein wenig über meine bisherige Zeit in Kanada berichten. 

Ankunft

Los ging die Reise am 2. September in Frankfurt mit einem Direktflug nach Toronto. Von dem Flughafen in Toronto gibt es verschiedene Shuttle-Möglichkeiten nach Waterloo. Die deutlich preiswerteste Option sind die Fernbusse von GO Transit, mit denen man innerhalb von zwei Stunden nach Waterloo kommt. Von der Uni wurde leider in diesem Jahr kein Shuttle-Service angeboten. In Waterloo angekommen konnte ich direkt in mein neues zu Hause für das kommende Jahr einziehen. Ich wohne hier im Campus Housing der University of Waterloo, der Columbia Lake Village (CLV). Es ist eine relativ klassische amerikanische Reihenhaussiedlung, in der nur Studenten leben. Columbia Lake Village ist dabei unterteilt in South und North. Während in CLV South vier Personen in einem Haus wohnen, teilt man sich in CLV North ein ähnlich großes Reihenhaus mit nur einer weiteren Person. Da ich das große Glück hatte, viele Sachen von meiner Vorgängerin in Waterloo übernehmen zu können, konnte ich nach Ankunft alles bei einem Freund von ihr, der nur zwei Häuser weiter wohnt, abholen. Sehr praktisch, gerade am Anfang, ist es, dass hier auch sonntags alle Läden und Malls geöffnet haben. Was ich allerdings nicht bedacht hatte, war, dass in Kanada am 4. September der Labour Day ein Feiertag ist und somit dann ein Tag vor Uni-Beginn für Besorgungen wegfiel. 

Die Uni beginnt

Am 5. September startete die eintägige Orientation für alle neuen Studenten. Zuerst gab es eine kurze Einführung in der Mathe-Fakultät für alle neuen Graduate Studenten. Dort lernte ich, dass witzigerweise das Symbol der Mathe-Fakultät eine pinke Krawatte ist, da es wohl in der Vergangenheit mal einen Mathe-Professor gab, der über Jahrzehnte nur pinke Krawatten trug. Nach der Einführung an der Fakultät folgte eine allgemeine fächerübergreifende Einführung. Am folgenden Tag startete dann auch schon die Uni. Sehr praktisch ist, dass man sich in den ersten Wochen für deutlich mehr Kurse eintragen kann, als man am Ende hören möchte. Das war gerade am Anfang sehr gut, um einen Überblick darüber zu bekommen, was hinter den Kursbeschreibungen online steckt und auch welcher Kenntnisstand in bestimmten Bereichen vorausgesetzt wird. 

Ich bin hier im „Master of Mathematics (MMath) of Actuarial Science” eingeschrieben. In meinem Programm sind dieses Jahr insgesamt gerade mal vier Studenten. Die meisten Studenten der Fakultät „Statistics & Actuarial Science“ sind hier nämlich als Statistics-Graduates eingeschrieben. Das Programm dauert insgesamt ein ganzes Jahr, das in drei Terms aufgeteilt ist. Anders als bei einigen US-amerikanischen Unis kann man sich in Waterloo keine Kurse aus Ulm für den kanadischen Abschluss anrechnen lassen. Insgesamt sind für den Master sieben Kurse erforderlich, die man unter Berücksichtigung verschiedener Vorgaben wählen kann. Maximal zwei der sieben Kurse dürfen dabei aus dem Statistik Bereich kommen. Empfohlen werden dabei jeweils drei Vorlesungen in den ersten beiden Terms und eine Vorlesung im dritten und damit letzten Term. Im dritten Term muss dann zusätzlich noch ein Research Paper geschrieben werden. 

Im ersten Term höre ich aktuell die folgenden Vorlesungen:

  • Generalized Linear Models (STAT 831): absolut empfehlenswert mit vertiefender Theorie aber auch vielen Anwendungsbeispielen und -aufgaben in R
  • Insurance Risk Models (ACTSC 962): interessante, aber auch sehr anspruchsvolle Vertiefung der Loss Models aus Risk Theory in Ulm
  • Communications in Actuarial Science (ACTSC 895): das ist der einzige wirklich verpflichtende Kurs des Programms und ähnelt eher einem Workshop. Inhaltlich geht es darum, akademisches Schreiben und Präsentieren zu verbessern, komplexe Sachverhalte einfach darzustellen, aber auch verschiedene kleine Paper und Aufgaben in verständlicher Weise für andere Aufzubereiten. 

Die Vorlesungen finden jeweils zweimal wöchentlich für 1,5 Stunden in Präsenz statt. Grundsätzlich ist es hier über den Term hinweg arbeitsintensiver als in Ulm, da man meistens alle drei Wochen in den Fächern Assignments bekommt, die in die Endnote einfließen. Assignments sind im Prinzip große Übungsblätter, deren Bearbeitung recht viel Zeit in Anspruch nimmt. Zusätzlich gibt es dann oft in den Kursen noch Midterms, das sind, wie der Name es schon verrät, Prüfungen in der Mitte des Terms. In den letzten Wochen des Terms stehen die Finals an, was dann vergleichbar mit der Prüfungsphase in Ulm ist. 

Zusätzlich zu den drei Vorlesungen bin ich aktuell noch Teaching Assistant für zwei Kurse:

  • Foundations of Probability (MATH 630): Der Kurs deckt im Prinzip den Stoff aus WR ab und ist ein reiner Online-Kurs. Deswegen muss ich lediglich alle paar Wochen Assignments korrigieren und es ist vergleichsweise wenig Aufwand.
  • Introduction to Financial Markets (COMM 101): Auch das ist ein Online-Kurs. Hier geht es um sehr grundlegende Konzepte des Finanzmarktes. Meine Aufgabe ist es, das Diskussionsforum online mitzubetreuen und Assignments zu korrigieren.

Für die TA-Kurse bekommt man einige Wochen vor Beginn des Terms eine E-Mail zugesendet mit allen möglichen Kursen. Die Zeitspanne, um Präferenzen abzugeben, ist meist nicht sehr lang. Deswegen ist es auf jeden Fall gerade einige Wochen vor dem ersten Term zu empfehlen, regelmäßig die Uni E-Mails zu checken. Zusätzlich zu Präferenzen bei den Kursen kann man dann auch seine Präferenzen bezüglich Tutorien, Korrekturen oder Diskussionsforen angeben. Bei den Online-Kursen, die ich gerade als TA betreue, ist auf jeden Fall ein großer Vorteil, dass man zeitlich sehr flexibel ist und sich die Arbeit gut einteilen kann.

Was es sonst noch so in Waterloo gibt

Gänse! Gänse! Gänse! Neben vielen Studenten gibt es hier nämlich sehr viele fedrige Bewohner, die in sehr großen Mengen auf den Grünflächen leben. Was auch immer wieder vorkommt, dass Gänse die Straße blockieren oder überqueren und Autofahrer geduldig warten. Abgesehen von den Gänsen ist Waterloo ein recht beschaulicher Ort. Auch wenn laut Wikipedia Waterloo und die angrenzende Stadt Kitchener zusammen rund 350.000 Einwohner haben, wirkt es deutlich kleiner, da hier nach amerikanischen Maßstäben alles sehr weitläufig ist. In der Stadt selbst gibt es einen kleinen Park, eine Mall und eine Straße als Stadtzentrum, in der von Restaurants, Cafés und Bars alles zu finden ist. In Waterloo selbst kann man alles gut mit dem Bus erreichen, den man mit dem Studentenausweis kostenlos nutzen kann. Man muss sich allerdings daran gewöhnen, dass alle Strecken einfach sehr viel länger sind, als man das von zu Hause gewohnt sind. Von meiner Unterkunft kann man glücklicherweise auch innerhalb von 25 min zu Fuß zur Uni laufen, sonst gibt es aber auch einen Bus, der regelmäßig fährt. Die Uni bietet auch verschiedenste Clubs, denen man sich anschließen kann. Außerdem kann man kostenlos das Gym auf dem Campus nutzen und gegen einen kleinen Aufpreis auch an verschiedensten Sportkursen teilnehmen, vergleichbar mit dem Uni-Sport in Ulm. Zu sehen gibt es an sich in Waterloo selbst wenig. Wenn man allerdings ein Stück mit dem Bus rausfährt, kann man auch gerade im Herbst die tollen Farben im Wald genießen oder auch einen Farmers Market in einer traditionellen Markthalle besuchen. Für einen Wochenendausflug lohnt es sich auch sehr, nach Toronto zu fahren.

Trips 

Neben der Uni blieb in den letzten Wochen natürlich auch noch Zeit für Ausflüge. An zwei Wochenenden ging es mit Freunden nach Toronto. Von Kitchener, dem benachbarten Ort, kann man sogar einen Zug nach Toronto Downtown nehmen, der sehr viel angenehmer ist als die Fernbusse. Allerdings gibt es nur ein einziges Gleis an dem Bahnhof und der Zug kommt allgemein nur dreimal am Tag. Wenn man hier den öffentlichen Nahverkehr sieht, wünscht man sich schon (fast) die Deutsche Bahn aus Deutschland zurück. Wenn man einen der wenigen Züge nimmt, braucht man ungefähr eineinhalb Stunden nach Toronto. In Toronto selbst waren das die Highlights:

  • die Insel „Toronto Island“, die im Sommer neben einem kleinen Strand und viel Natur auch einen großartigen Blick auf die Skyline von Toronto bietet
  • der gigantische Blick vom CN-Tower auf die Stadt
  • „Kensington Market“, ein Viertel mit Flair und jungen Menschen, in dem es viele kleine Läden und auch tolle Bars und Restaurants gibt 

In der Mitte des ersten und zweiten Terms gibt es jeweils eine Woche Reading Week, in der keine Uni stattfindet. Die Woche kann zur Vorbereitung auf die Midterms und/oder auch natürlich für Unternehmungen genutzt werden. Ich habe mir in der Reading Week vor einigen Wochen einen längeren Traum von einem Konzertbesuch in Las Vegas erfüllt und dann dort einige Tage verbracht. Das war auf jeden Fall eine wahnsinnig tolle Erfahrung und eine komplett andere Welt. Da man hier sehr oft in den Flieger steigen muss, um zu reisen, sind hier die Entfernungen dann auch immer in amerikanischer Relation zu sehen. Und bei einem Trip von ein paar Stunden handelt es sich dann quasi schon um ein nahes Ziel. Diese Entfernungen kann man sich aus deutscher Sicht einfach kaum vorstellen.

Vor drei Wochen bekam ich dann noch Besuch aus Deutschland. Was bei einem Besuch der Region um Waterloo und Toronto natürlich nicht fehlen darf, ist ein Trip zu den Niagarafällen. Da der öffentliche Nahverkehr dorthin nahezu nicht vorhanden ist, ist es das Einfachste, einen Mietwagen zu leihen. Die Fahrt dauert ca. 2 Stunden, was für kanadische Verhältnisse ein Katzensprung ist. Danach ging es dann noch für ein paar Tage in das schöne Montreal. Die Stadt war absolut beeindruckend und durch den französischen Einfluss eine Mischung aus einer typisch amerikanischen und einer europäischen Großstadt. Besonders toll waren hier: 

  • der Blick über die Stadt vom Mont Royal
  • die Gässchen im Viertel um die Notre-Dame (ja, auch Montreal hat eine Notre-Dame)
  • das ehemalige Olympiagelände mit dem Biodome
  • die vielen Street Art Kunstwerke in der ganzen Stadt

Was in Kanada anders ist

Die Kanadier sind allgemein sehr aufgeschlossen und bei alltäglichen Gesprächen immer wahnsinnig freundlich, egal ob an der Supermarktkasse oder auch beim Warten auf den Bus. Außerdem lieben es Kanadier, sich überall ordentlich in Reihen anzustellen. Beispielsweise beim Einsteigen in Busse wird sich nach und nach in der Reihe aufgestellt und genau in dieser Reihenfolge dann auch eingestiegen. Dass sich Leute seitlich reindrängeln, gibt es so gut wie nie. Das Essen ist hier allerdings ein Thema für sich. Einkäufe im Supermarkt sind deutlich teurer als in Deutschland, im Schnitt ca. 1,5-mal die deutschen Preise. Das Sortiment ist aber sehr vergleichbar zu deutschen Supermärkten. Auf alle ausgeschriebenen Preise kommt hier allerdings noch die Tax obendrauf, sodass man beim Bezahlen leicht überrascht sein kann, wenn man vergessen hat die Tax miteinzurechnen. Außerdem gibt es hier sehr viele Fast Food Restaurants, auch an der Uni (so etwas wie eine Mensa gibt es leider nicht). Was für mich sehr überraschend kam, in Kanada wird Thanksgiving bereits Mitte Oktober gefeiert und nicht wie in den USA Ende November. Der Herbst beginnt hier außerdem deutlich früher als in Deutschland. Aktuell Mitte November hat es eher schon deutsche winterliche Temperaturen und warme Jacken, Schuhe und mehrere Lagen gehören hier für den richtigen Winter auf jeden Fall dazu.

Wie es jetzt noch weiter geht

Bei mir stehen in den kommenden Wochen jetzt die finalen Prüfungen an und Mitte Dezember endet dann auch schon der erste Term hier. Weihnachten werde ich mit der Familie in Deutschland feiern und am 8. Januar geht es dann mit dem zweiten Term in Waterloo weiter. Ich bin sehr gespannt auf die kommenden 9 Monate und freue mich auf die Zeit hier!

Liebe Grüße aus Wa-Wa-Wa-Wa-Waterloo!!!

Barbara

Der Jahrgang 23/24 ist gestartet – ein Bericht aus Syracuse

Anreise und Chicago

Am 7. August ging es für mich (Franziska) gemeinsam mit Hannah (Pensacola), Niklas (Normal), Freddy und Karo (beide Rolla) los in die USA – genauer nach Chicago. Dort verbrachten wir die ersten vier Nächte und hatten drei volle Tage für die Stadt.

Chicago ist eine tolle Stadt, in der man Downtown gut zu Fuß erkunden kann. Die vielen Wolkenkratzer, und deren Mix aus alt und modern, war für uns super beeindruckend. Empfehlenswert ist der Blick vom Navy Pier und Adler Planetarium und ganz klassisch der Riverwalk und der Millenium Park. Außerdem haben wir uns nicht lumpen lassen und sind für stolze 36 USD auf den Willis Tower gefahren – das war es aber wert! Was auch empfehlenswert ist, ist bei Dunkelheit downtown zu sein (seid aber zu mehrt und nehmt ggf. ein uber/lyft zurück) und eine free walking tour zu machen. Wir haben diese im Lincoln Distrikt gemacht, was eher ein Wohngebiet ist, aber viel Geschichte zu bieten hat. Wer auch etwas mehr Zeit in der Stadt hat, ist das auf jeden Fall ein Stadtteil, der mit seinen Backsteinhäusern ein ganz anderes Flair hat. Auch eine Deep Dish Pizza bei Uno haben wir probiert – war nicht schlecht, aber unserer Meinung nach, den Hype nicht wert. Das Trinkwasser ist zwar trinkbar, schmeckt und riecht aber doch ziemlich nach Chlor – kein Vergleich zu dem super Wasser, welches wir auf unserem Zwischenstopp in Island bekommen haben. Toll ist aber, dass es einige Auffüllstationen in der Stadt (immer bei den öffentlichen, sauberen Toiletten bei z. B. Navy Pier, Jay Pritzker Pavillion, Willis Tower, Soldier Field) gibt (Wasser gibt es in den USA immer kostenlos und Auffüllstationen an den meisten öffentlichen Orten – zumindest, dort wo ich bislang war).

Insgesamt kann ich es nur empfehlen zu mehrt in die aufregende Zeit zu starten, da dies doch ein beruhigendes Gefühl ist, jemanden dabei zu haben, der Abschied von zu Hause leichter fällt und man eher ein Urlaubsfeeling hat.

Weiterreise nach Syracuse und erste Tage dort

Nach dem Aufenthalt in Chicago ging es für mich weiter nach Syracuse im Bundesstaat New York. Das sind fast 2 h Flugzeit – die meisten, inkl. mehr, sind davon erstmal überrascht, da man Chicago weiter östlich erwartet. Falls ihr viel Zeit am ORD habt, kann ich sehr empfehlen den aktuell viertgrößten Flughafen der Welt ausgiebig zu erkunden. Wer den Frankfurter Flughafen (18. größter der Welt) kennt, kann sich vorstellen wie riesig O’Hare sein muss.

Da ich am Freitag vor Beginn der International Teaching Assistant (ITA) Orientation in Syracuse angekommen bin, hatte ich noch 2,5 Tage um meine neue Heimatstadt zu erkunden und den ersten Teil meiner Einkaufsliste abzuhaken. Ca. 20 min zu Fuß von meiner WG entfernt ist ein Aldi, welchen ich drei Tage in Folge besucht habe. Insgesamt war ich vom Preisniveau positiv überrascht und es gibt ausreichend Obst und Gemüse. Bedenken muss man nur, dass am Ende noch immer an der Kasse die Steuern draufgerechnet werden. Besonders auffallend ist, dass die Behältnisse in der Regel größer sind als in Deutschland. So ist z. B. die typische Milch ca. 3,8 Liter und meine pflanzliche Milch ca. 1,89 Liter. Dafür habe ich das Gefühl, dass hier die Kühlschränke kälter sind als in Deutschland und hoffe somit, dass ich alles was ich kaufe auch schaffe bevor es schlecht wird. Und ansonsten muss der zusätzliche Zucker überall wohl die Haltbarkeit regeln☹

Etwas unerwartet für mich war, wie hügelig Syracuse ist. Das Gebiet, in welchem ich wohne, jedoch genauso wie man sich eine amerikanische Wohnsiedlung vorstellt: die typischen Einfamilien-Holzhäuser mit Veranda und schnurgerade Straßen. Außerdem ist Syracuse wahnsinnig grün. Es gibt viele Parks und Grünflächen und die Umgebung ist im Wesentlichen bestehend aus Wald und Seen. Mir ist jedoch aufgefallen, dass es in den Parks häufig keine Wege gibt und wenn dann diese geteert sind. Bislang konnte ich nur einen nicht geteerten Weg im Barry Park finden (Empfehlung für alle Läufer). Dass Syracuse eine Stadt ist, die für Autos gemacht ist, merkt man schnell: die Straßen hier sind sehr breit. Daher war es für mich anfangs sehr ungewohnt einfach über Straßen, wie die Blaubeurer Straße in Ulm, zu gehen ohne eine Ampel zu nutzen. Diese gibt es zwar (und das an jeder Kreuzung aka alle 100 m), aber sie sind extrem fußgängerunfreundlich und meistens auch nicht notwendig. Aufgrund dieser Straßen merkt man auch gar nicht, wenn man in downtown Syracuse ist, da durch die Straßen alles separiert ist und die Stadt eher einen ausgestorbenen Eindruck gemacht hat.

Was besonders schön in Syracuse ist, ist der Campus der Universität. Dieser ist sehr gepflegt und man merkt auf jeden Fall, wo das Geld hingeht. Sehr beeindruckend ist der Carrier Dome mit ca. 50.000 Sitzplätzen mitten auf dem Campus, welchem ich unbedingt noch einen Besuch abstatten möchte.

Außerdem bin ich noch Abschnitte des creekwalks gelaufen, welcher am Onondaga Kanal entlang zum Onondaga Lake führt. Der See wird häufig als der zweitdreckigste See der Welt bezeichnet (Platz 1 ist der Karatschai-See in Russland), da hier jahrzehntelang Industrieabfälle ungeklärt in den See geleitet wurden. Nach wie vor sollte man keinen Fisch daraus essen und baden schon gar nicht. Direkt am Ende des creekwalks ist dann auch Destiny USA – eine riesige Shopping- und Erlebnishalle. Die Mall ist flächenmäßig fünfmal so groß wie das Blautalcenter in Ulm und beherbergt unter anderem viele Freizeitmöglichkeiten (etwa Hochseilgarten, Trampolinpark,…) und über 250 Läden.

Orientation, Orientation, Orientation

Von Montag bis Freitag gab es dann eine Orientation für alle neuen Teaching Assistants. Neben vielen langweiligen Vorträgen gab es hier auch viele sehr nützliche Veranstaltungen. Außerdem mussten wir in Kleingruppen Microteaching machen. Das heißt, man muss eine kurze Lehrprobe halten, wird dabei gefilmt und erhält am Ende Feedback – aber alles halb so wild, wie es klingt. Die TA Orientation, wie auch die Orientation für international graduate students, welche von Freitag bis Sonntag war, ist auf jeden Fall eine super Gelegenheit Leute kennenzulernen.

Bevor dann die Mathe Orientation losging, hatte ich noch zwei freie Tage. Den ersten nutzte ich (aufgrund von eher mäßigem Wetter) um das Erie Canal Museum zu besichtigen. Dieses basiert auf Spendenbasis und ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Außerdem erkundete ich das Barnes Center der Universität ausgiebig. Im Barnes Center dreht sich alles um die Gesundheit der Studierenden. So, gibt es dort vier Stockwerke mit Fitnessgeräten (sehr viel Ausdauer und freies Gewicht, relativ wenig Maschinen), zwei Pools, Lead- und Boulderwände, ein Hockeyfeld, eine Laufstrecke, ein riesiges Multifunktionsfeld und zwei Tischtennisplatten. Das ist aber noch nicht alles. Es gibt auch noch Ärzte, eine Apotheke, Psychologen, Therapieräume (inkl. Hundetherapie) und sicher noch einiges mehr. Und das alles kostenlos (bzw. die anderen Studierenden zahlen es mit ihren Studiengebühren)!

Am zweiten Tag wagte ich mich an die Busse in Syracuse. Diese kommen zwar nicht regelmäßig, haben aber einen super fairen Preis von einem Dollar (ohne transfer). So, konnte ich einen schönen Tag im Onondaga Lake Park verbringen. Um ehrlich zu sein, sitzt man aber in Syracuse ohne Auto ziemlich fest, wenn man nicht hohe Summen für uber/lyft ausgeben möchte. Selbst einen Fahrradverleih gibt es seit Covid nicht mehr.

Die Mathe Orientation waren zwei volle Tage, mit viel Input und vielen neuen Leuten. Ich fand insbesondere heraus, dass Marie, die vor einigen Jahren mit dem USA-Programm in Syracuse war, zurückgekehrt ist und hier ihren Phd macht. Ansonsten nutzte ich die Tage um weiter die Stadt und Umgebung zu erkunden. So, war ich z. B. im Upper Onondaga Park, der super schön ist und einen guten Blick auf die Stadt ermöglicht. Ein weiteres Naturerlebnis war meine Joggingrunde entlang des ehemaligen Erie-Kanals zum Green Lake State Park. Hier zeigt sich die ganze Schönheit von Upstate New York. Die Region ist definitiv ein Paradies für Läufer, Radler und Wanderer. Zudem stattete ich gemeinsam mit Freunden, die ich über die TA Orientation kennengelernt hatte, der Great New York State Fair einen Besuch ab. Dies ist ein wilder Mix aus Jahrmarkt und einem landwirtschaftlichen Markt auf einem riesigen Gelände. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall – an einen frittierten Oreo habe ich mich jedoch nicht getraut.  

Die Uni beginnt

Nach so viel Orientation war die Vorfreude auf die Uni dann doch recht groß. In Syracuse kann man sich drei Kurse aus Deutschland anrechnen lassen und man muss sieben Kurse hören. Daher mache ich im Fall Semester vier Kurse:

  • MAT 631 (Introduction to Algebra 1): ist Pflicht; da ich kein EdA hatte, habe ich bereits in der ersten Woche neuen Stoff gelernt
  • MAT 701 (Real Variables): um nicht 601 hören zu müssen; ist inhaltlich im Prinzip Maßtheorie
  • MAT 705 (Calculus on Manifolds): hier tue ich mir schwer, da meine Topologiegrundkenntnisse gering sind und der Dozent zügig voranschreitet; dadurch habe ich schon in der kurzen Zeit sehr viel durch dieses Fach gelernt
  • MAT 755 (Multivariate Statistical Analysis): bislang nur Wiederholung – manchmal macht sie dann aber einen „short remark“, bei dem sie in Sekunden vom Berechnen des Mittelwerts dreier Zahlen zum Minimieren irgendwelcher Projektionen mit Mitteln der Funktionalanalysis geht

Bei meiner TA-Stelle betreue ich drei Recitations zu Calculus 1 und habe außerdem noch zwei Stunden Office Hours. Recitations kann man sich im Prinzip wie eine Schulstunde vorstellen: man hat i.d.R. ca. 20 Studierende, bereitet ein Übungsblatt zur Bearbeitung in der Stunde vor, beantwortet Fragen und am Ende gibt es noch ein Quiz, welches man anschließend bewerten muss.

Das erste Wochenende war dann gleich ein langes Wochenende, da am Montag Labour Day war. So nahm ich unter anderem an einem von der Uni organisierten Ausflug zu einer Wanderung im Morgan Hill Forest teil. Die Angebote der Uni sind preiswert und eine einfache Möglichkeit aus Syracuse rauszukommen. Außerdem besuchte ich noch ein Fußballspiel des Universitätsteams und erkundete die lokale Barszene.

In den nächsten Wochen habe ich noch einige weitere Wochenendtrips geplant. Besonders freue ich mich auch darauf, dass im Oktober Helen und David zu Besuch kommen werden und wir gemeinsam an einem Halbmarathon rund um Lake Onondaga teilnehmen werden. Insgesamt gefällt es mir hier sehr gut und ich freue mich auf die kommenden Wochen und Monate!

Halbzeit-Update aus Waterloo

Jetzt kommt zwischen den ganzen USA-Blogbeiträgen mal ein wenig Abwechslung rein: Ich bin nämlich für ein Jahr in Waterloo in Kanada gelandet und befinde mich inzwischen schon in meinem zweiten Term. Deswegen wird das hier ein möglicherweise etwas längerer Beitrag. Aber alles der Reihe nach:

Anreise und die ersten Wochen in Kanada:

Ende August, später als die meisten anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Nordamerika-Programms (ich lege Wert darauf, dass es kein USA-Programm ist!), habe ich mich auch schließlich aufgemacht und bin von Frankfurt nach Toronto geflogen, wo ich die ersten Tage verbracht habe. Wichtig vorab: Ich habe gelernt, dass das zweite “t” in Toronto (zumindest unter Locals, zu denen ich selbstverständlich nun auch zähle) nicht gesprochen wird. Es klingt also eher wie “Torono”. In Toronto angekommen, war ich erstmal ein wenig überwältigt von der Größe der Stadt und der Gebäude. Nachdem ich dann in den ersten Tagen ich die üblichen Touristen-To-Dos wie den CN-Tower, den Kensington-Market (sehr zu empfehlen für vernünftiges Essen) und die Toronto-Islands abgeklappert, aber noch Zeit vor meiner Weiterreise nach Waterloo hatte, habe ich mich kurzfristig entschieden, noch einen zweitägigen Abstecher in die Hauptstadt Ottawa zu machen. Im Vergleich zu Toronto ist Ottawa eine sehr ruhige Stadt, in der man die meisten Dinge gut zu Fuß erreichen kann. So konnte ich mich dort von meinem anfänglichen Kulturschock ein wenig erholen.

Ausblick vom CN-Tower

Am 1. September habe ich mich dann nach Waterloo aufgemacht. Sehr praktisch war, dass von der University of Waterloo ein Flughafen-Shuttle ab Toronto für internationale Studierende angeboten wurde. Streng genommen gilt dieses Angebot nur für Leute, die direkt am 1. September in Toronto ankommen. Tatsächlich waren aber fast alle anderen Internationals, die ich am Flughafen kennengelernt habe, auch schon bereits für ein paar Tage in Kanada und sind für das Shuttle zurück zum Flughafen gegangen.

In Waterloo angekommen, habe ich zunächst meine Wohnung bezogen. Ich wohne dort, wie auch viele andere Graduates, im “Columbia Lake Village” (CLV). Obwohl es Teil des Studierendenwohnungs-Angebots der Universität ist, ist es kaum mit den deutschen Wohnheimen vergleichbar. Ich teile mir hier mit meiner Mitbewohnerin eine sehr geräumige dreistöckige Wohnung, die bei meiner Ankunft bereits recht schön eingerichtet war, da meine Mitbewohnerin schon das Jahr davor in der Wohnung gewohnt hat.

Nachdem ich in den ersten Tagen fleißig die nötigsten Dinge eingekauft, ein wenig Orga-Kram erledigt und ein bisschen Waterloo erkundet hatte, ging dann auch schon die Uni los.

Der Ernst des Lebens beginnt:

Bereits in den Tagen vor der Uni hatte ich etwas Zeit, mir den Uni-Campus anzuschauen. Der Campus ist sehr weitläufig und viele Gebäude sind recht modern und schön. Zudem sind viele Gebäude durch Tunnel bzw. Brücken verbunden, was gerade an sehr kalten Wintertagen nützlich ist.

Am Tag, bevor die Vorlesungen losgingen, fand ein Orientation Day für Grad Students statt. Im Vergleich zu dem, was für Undergrads auf die Beine gestellt wurde (die Orientation Week für Undergrads ging eine Woche), war für Graduates eher weniger geboten. Trotzdem war es eine gute Gelegenheit, bei kostenlosem Essen die zukünftigen Kommilitoninnen und Kommilitonen kennenzulernen. So haben wir den Abend auch noch anständig in einer Bar ausklingen lassen. Am Tag danach ging dann auch schon die Uni los. Der Vorlesungsbetrieb hier in Waterloo unterscheidet sich schon ziemlich vom Ablauf der Vorlesungen in Deutschland. Man hat bewertete Übungsblätter und auch Klausuren während des Semesters, sodass man eher gezwungen ist, den Stoff schnell nachzuarbeiten (was ich selbstverständlich in Ulm auch immer getan habe 😉). Zudem gibt es in einigen Kursen Abschlussprojekte statt Abschlussklausuren. Das Niveau der Vorlesungen hier finde ich insgesamt aber recht vergleichbar mit dem Niveau in Ulm, das Studium während des Semesters ist einfach nur arbeitsintensiver.

Mein Studium „Master of Mathematics (MMath) in Statistics“ ist in drei Terms unterteilt, wobei jeder Term zwölf Vorlesungswochen hat. Deswegen bin ich auch im Gegensatz zu den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Nordamerika-Programms für ein komplettes Jahr in Waterloo. In den ersten beiden Terms sind dabei je drei Vorlesungen zu absolvieren.

So habe ich im Fall-Term die Vorlesungen “Estimation and Hypothesis Testing” (STAT 850), Data Visualization (STAT 842) und “Generalized Linear Models” (STAT 831) besucht. Im Winter-Term höre ich nun die Vorlesungen „Sampling Theory“ (STAT 854), „Statistical Learning – Classification“ (STAT 841) und „Time Series 1“ (STAT 929). Letztere unterscheidet sich von der Vorlesungsform etwas von den anderen Vorlesungen, die ich besucht habe, da sie nur für Master- bzw. PhD-Studierende angeboten wird, während die anderen Vorlesungen auch von Undergrads besucht werden können. Dadurch ist „Time Series“ etwas theoretischer und wissenschaftlicher, was sich unter anderem darin auswirkt, dass es anstatt einer abschließenden Klausur eine umfangreichere Projektarbeit gibt.

Im dritten Term muss ich nur noch einen Kurs belegen. In diesem Term ist nämlich vorgesehen, das noch ein Research Paper verfasst wird, das vom Umfang her vermutlich eher mit einer Bachelorarbeit vergleichbar ist. Dieses Paper ist es zwar benotet, die Note zählt aber nicht in den abschließenden Schnitt.

An der University of Waterloo bin ich zudem als Teaching-Assistant (TA) angestellt, wodurch mein Aufenthalt finanziert wird. Meine TA-Pflichten beschränken sich vorwiegend auf das Korrigieren von Übungsblättern und Klausuren sowie die Aufsicht von Klausuren. Der Arbeitsaufwand dafür variiert dabei von Woche zu Woche etwas, da anders als in Ulm meistens nicht wöchentlich Übungsblätter abgegeben werden müssen. Auch die Klausuren finden über das Semester verteilt statt und müssen dementsprechendd beaufsichtigt bzw. korrigiert werden. Da für das Korrigieren aber eine Software verwendet wird und das Korrigieren komplett digital abläuft, sind meine TA-Aufgaben recht erträglich und fressen auch nicht zu viel Zeit.

Neben den Vorlesungen und den TA-Pflichten bleibt so auch noch ausreichend Zeit für spaßigere Dinge wie Freunde treffen, Sport machen oder kleinere Reisen übers Wochenende. Zudem gibt es im ersten und zweiten Term jeweils eine Reading Week, die sich fürs Reisen anbietet. So war ich bereits in Montréal, Québéc City, im Algonquin National Park, an den Niagarafällen und in Vancouver. Zudem habe ich in der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Term mit Lia, die auch am Nordamerika-Programm teilnimmt, und einem Freund aus Ulm eine zweieinhalbwöchige Reise zur US-Westküste unternommen.

auf dem Mont Royal in (Überraschung) Montréal
Hawaii sehr zu empfehlen
Algonquin-Nationalpark
in einer Stadt mit einer sehr bekannten Brücke
Zion-Nationalpark

So viel von mir und meinem Halbzeit-Bericht. Kleine Vorwarnung: Ihr werdet vermutlich am Ende meines Aufenthalts in Kanada Anfang August nochmal von mir hören.

Bis dahin GaLiGrü nach Deutschland und lieb sein!

Eure Laura

Hier noch ein paar Dinge, die mir in den USA/Kanada aufgefallen sind und die ich euch nicht vorenthalten möchte: 

  • In den USA bzw. Kanada ist die Umsatzsteuer nicht in den Preisen enthalten, d.h. man zahlt in Läden bzw. Restaurants am Ende mehr als auf dem Preisschild steht.
  • Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gibt es in den USA/Kanada häufig Toiletten, die einen enorm großen Spalt zwischen Tür und Türrahmen haben. Ist manchmal etwas unangenehm, weil man sich beobachtet fühlt, aber man gewöhnt sich dran.

Vorübergehender Nachlass an meine Waterloo-Nachfolgerinnen und Nachfolger (Update kommt dann im August):

  • Ich kann sehr empfehlen, das Airport-Shuttle in Anspruch zu nehmen, weil es eine gute Gelegenheit war, andere Internationals kennenzulernen und man auch recht entspannt von Toronto nach Waterloo kommt. Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass das Shuttle angeboten wird.
  • CLV als Unterkunft ist auf jeden Fall empfehlenswert. Es liegt zwar etwas außerhalb des Zentrums, sodass man bei abendlichen Bar-Besuchen schon regelmäßig große Ridesharing-Konzerne unterstützt. Die Uni ist aber mit dem Bus in 10min erreichbar und die Busse fahren auch tagsüber recht häufig. Außerdem wohnen hier viele andere Grads und Internationals, sodass man zu der ein oder anderen House Party nicht so weit hat bzw. man sich den Preis fürs Taxi teilen kann.
  • Achtung unbezahlte Werbung: „Molly Bloom’s Irish Pub“ ist ein guter Laden und ziemlich nah am Campus. Fragt auch immer nach den Tages-Specials (es gibt eigentlich jeden Tag irgendein Special).
  • Die zollfreie Importmenge für Bier bei der Einreise aus Deutschland beträgt 8,5 Liter (Stand Februar 2023).

Sommer, Sonne, Sonnenschein!

3, 2, 1 – go!

Es ist endlich so weit: Nach rund einem Jahr Vorbereitungszeit geht es jetzt tatsächlich los und das Abendteuer USA beginnt!

Die ersten Tage in den States

Auf dem Weg von Deutschland nach Kalifornien kann man auf jeden Fall wo einen guten Zwischenstopp einlegen? Richtig: New York! The Big Apple war schon seit Jahren mein großer Traum und den haben Frederic und ich uns direkt auf dem Hinflug erfüllt und einen ersten Kurztrip eingefügt. Für fünf Tage haben wir den Trubel der Stadt, den Times Square bei Nacht und auch das Empire State Building von oben genossen. Und um mich auf das Wetter in Kalifornien einstimmen zu können, hat sich New York wettertechnisch von der besten Seite gezeigt. Frage in die Runde an dieser Stelle: Wer hat gewusst, dass man auch in New York einen Strandtag vom Besten genießen kann?

Ankunft in der neuen Heimat

Nach fünf Tagen Sightseeing ging es dann noch einmal mit dem Flugzeug zu meiner final destination für das nächste Jahr: San Diego, Kalifornien! Hier werde ich nun für ein Jahr an der SDSU, der San Diego State University studieren.

Ich bin circa eine Woche vor Semesterstart in San Diego angekommen und durfte in dieser Zeit eine ganze Reihe an organisatorischem Krimskrams für die Uni klären und mich vor allem um eine sehr wichtige Frage kümmern: Wo werde ich wohnen? Von Deutschland aus hatte ich bereits sehr fleißig mit der Wohnungssuche angefangen, aus hundert verschiedenen Gründen hat das aber alles nicht geklappt, sodass ich mir letztlich mit einer Freundin für eine Woche ein AirBnB gebucht habe, um dann vor Ort direkt Wohnungen oder Zimmer besichtigen zu können. Wenn ihr also auf ähnliche Schwierigkeiten stoßt, dann möchte ich euch an dieser Stelle sagen: Je schneller ihr die Wohnungsfrage klärt, desto stressfreier und entspannter kommt ihr vor Ort an. Sollte das aber nicht klappen, dann ist das auch kein Weltuntergang! Letztlich habe ich innerhalb von zwei Tagen ein Zimmer zur Miete gefunden und freue mich jetzt, dass ich jeden Tag in meinem Hauspool schwimmen kann. So lässt es sich leben!

Die Uni fängt an

Und dann ging es auch direkt schon mit dem neuen Semester los! Die ersten Wochen waren natürlich noch sehr stark durch Kennenlernen und Ausprobieren geprägt. So bin ich fleißig zu jedem Ausflug an den Strand mitgegangen und habe meine ersten Surfversuche mitgemacht, ich verstehe jetzt das grobe Regelwerk im Baseball und auch vorlesungstechnisch kann sich mein Stundenplan sehen lassen. Aber alles ganz der Reihe nach:

Was die San Diego State University zu bieten hat…

Die SDSU ist zunächst einmal eine deutlich größere Uni als wir das von zuhause gewohnt sind. Tatsächlich habe ich mich vor allem in die schönen weißen Gebäude umzingelt von Palmen verliebt. Weil es wettertechnisch einfach viel wärmer ist, besitzt jede Fakultät ein eigenes Gebäude, sodass man nicht nur diesen einen imposanten Betonklotz vor sich aufragen hat. Und auch für das Studentenleben wird hier ordentlich etwas aufgefahren: So kann man zunächst einmal sagen, dass sich jedes McFit, Clever Fit und wie sie nicht alle heißen aber mal schön eine Scheibe von dem Fitnessstudio auf dem Campus abschneiden kann. Frisch im letzten Jahr eröffnet wird hier von Basketball- und Volleyballplatz über Indoortrack bis zu Kletterwand und Gewichtheben alles aufgefahren. Wohlbemerkt kostenlos bzw eben schön indirekt durch Studiengebühren finanziert. Dafür Hut ab!

Und auch für Sportmuffel hat die SDSU einiges zu bieten. So organisiert die Student Union fleißig jedes Wochenende sogenannte Aztec Nights. Das kann von Drag Queen Shows über Inlineskating, von Comedy-Veranstaltung über Life Cooking oder auch gerne mal ein Jahrmarkt auf dem Campus wirklich alles sein! Dabei wird man immer nach vollster Manier mit Snacks, Churros oder anderen Leckereien versorgt. Gerade in meinen ersten Wochen hat mir das wirklich super gefallen, weil ich mich mit meinen Freunden ohne großen Aufwand an der Uni getroffen habe und vor allem auch wieder alles komplett kostenlos angeboten wird. Shoutout an dieser Stelle: Große Klasse, SDSU!

die SDSU bei Nacht

Und um etwas mehr amerikanischen Flair hier reinzubringen: Natürlich habe ich auch schon unser lokales Baseball-Team, die San Diego Padres, bejubelt, die glücklicherweise die LA Dodgers geschlagen haben. Und auch mein erstes Football-Spiel hat mir samt Merch sehr gut gefallen, wobei ich dann doch eher von der Half Time Show und dem Programm der Blaskapelle beeindruckt war.

Und ganz stolz möchte ich an dieser Stelle natürlich auch noch berichten, dass ich das neueste Mitglied im Ultimate Frisbee-Club bin. Da hier Sportclubs deutlich professioneller aufgefahren werden, haben wir zwei Mal die Woche Training mit insgesamt drei Coaches und sind bereits zu unseren ersten Turnieren (unter anderem an der UCLA!) gefahren. Ich liebe die Mädels und sagen an dieser Stelle: Go Gnomies!

Meine Vorlesungen

Jetzt aber zum Ernst des Lebens. Ich höre in meinem ersten Semester an der SDSU drei Vorlesungen, was auch dem regulären Pensum entspricht. Ich habe mich hier für den Master of Applied Mathematics beworben, wobei ich an dieser Stelle sagen möchte: Was die SDSU unter „Applied Mathematics“ versteht, würden wir in Ulm Programmieren nennen; möchte man also näher am Fach bleiben, dann sollte man eher den Master of Statistics in Betracht ziehen. Jetzt habe ich aber die großartige Möglichkeit meine Programmier-Skills in R, Matlab und Python aufzufrischen und auch schöne Anwendungen der Mathematik kennenzulernen. Ganz konkret besuche ich in diesem Semester folgende Vorlesungen:

  • MATH693A: Advanced Numerical Methods: Das ist sehr vergleichbar zu unserer Numerik I Veranstaltung.
  • STAT673: Time Series Analysis: Meiner Meinung nach eine sehr interessante Vorlesung und für mich am einfachsten, da die Statistik-Classes einfach näher an meiner gewohnten Mathe liegen. Würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen.
  • MATH636: Mathematical Modelling: Mit Abstand mein schwierigstes, aber auch interessantestes Fach. Hier lerne ich tatsächlich wie Mathematik mit ganz anderem Praxisbezug als gewohnt angewandt wird. So modellieren wir beispielsweise Flammenmodelle und warum es zu Brüchen in der Symmetrie kommt. Man muss deutlich mehr Aufwand reinstecken, aber dann ist auch diese Vorlesung ganz gut zu meistern.

Im Studium ist mein Eindruck bisher eher, dass man versucht durch Masse als durch Schwierigkeit zu punkten. So haben wir beispielsweise wöchentliche Hausaufgaben, die bereits in die Note reinzählen und auch Midterms. Oft steht auch gar keine Klausur am Ende der Vorlesung, sondern eine Projektarbeit. Und während die Aufgaben dann oft gar nicht so schwierig sind, sind sie oftmals eben doch sehr aufwändig, sodass man letztlich gleich viel Zeit reinsteckt. Alles in allem sollte man sich hier aber nicht zu viel Stress machen, das ist schon alles machbar!

Da ihr euch hier bereits die Augen wund lest, habe ich mich gerade spontan entschieden, dass ich zu meiner TA-Stelle einfach in meinem nächsten Blogeintrag berichten werde. Dementsprechend möchte ich hier nur noch mit zwei schnellen Rubriken abschließen. Freut euch auf:

„Drei Dinge, die ich mich mal besser zuhause gefragt hätte“:

  1. San Diego hat einen Winter! Da zieht man extra nach Kalifornien um sich das ganze Jahr die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen und dann so was! Da hätte ich doch mal lieber auf den Wikipedia-Eintrag vertrauen sollen.. Spaß beiseite: Mittlerweile kühlt es nachts wirklich deutlich. Im Nachhinein hätte ich schon noch zwei wärmere Pullis mehr eingepackt und meine sinnvollste Investition bisher war hier definitiv meine Wärmflasche, aber da bin ich auch etwas kälteempfindlich. Tagsüber hat man aber immer noch schönes T-Shirt-Wetter.
  2. Auch San Diego ist eine Autostadt! Typisch USA: public transportation sucks?! Stimmt so auch nicht ganz. Während ich auf jeden Fall froh bin, dass ich in Laufdistanz zur Uni wohne, kommt man auch mit den Öffis überall hin, braucht aber oftmals deutlich länger. Gut, dass man dann amerikanische Freunde hat, die alle (ALLE!) ein Auto besitzen. Macht euch also nicht zu viele Gedanken. Und an dieser Stelle der Hinweis: Es gibt auch an der SDSU ein Studententicket, sodass man dann alle Busse und Trolleys benutzen kann – sehr empfehlenswert!
  3. Und einfach weil ich das schon witzig finde: Heidi Klum ist hier gar nicht so bekannt wie ich das erwartet habe. Bill Kaulitz kennt dagegen wirklich niemand..

Und jetzt noch

„Drei Dinge, die mich positiv überrascht haben:“

  1. Amerikaner sind super freundlich! Schon des Öfteren wurde ich von netten Leuten angesprochen, ob sie mir weiterhelfen können, wenn ich anscheinend sehr orientierungslos in der Gegend rumgestanden bin. Und auch mit Komplimenten zu einem schönen Oberteil oder einem coolen Rucksack wird hier viel offener umgegangen, als man das aus unserem schönen Schwaben gewohnt ist. Und steigt man aus dem Bus aus (auch aus der Hintertür!), dann bedankt man sich bei dem Busfahrer mit einem „Thank you, Sir!“. Liebe Deutsche, das wäre doch mal was!
  2. Wie ein TA Office die Gemeinschaft fördert! Wir Mathe-TAs haben hier ein eigenes kleines Büro, in dem wir offiziell lernen können, inoffiziell Kaffee kochen, zusammen Mittagessen, Karten spielen und an Whiteboards große Probleme der Menschheit, alias unsere Hausaufgaben, lösen. Da circa die eine Hälfte der TAs Inder sind, die andere Hälfte Amerikaner, die gerade ihren Master angefangen haben, ist das TA Office mittlerweile wie mein Zuhause. Hier wird indisches Dal gegen deutsche Kartoffelsuppe getauscht. Es ist wirklich unglaublich, wie viel so ein kleiner Raum ohne Fenster für die Gemeinschaft bedeuten kann! Liebe Uni Ulm, wenn ihr noch einen Raum frei habt, dann wäre das eine sehr gute Investition…
  3. Geteiltes Zimmer ist doppelte Freude! Wie wir das lediglich aus amerikanischen Filmen und Serien kennen, ist es an meiner Uni sogar eher der Normalfall, dass man sich ein Zimmer teilt – und so mache ich das ebenfalls! Während mich am Anfang die Vorstellung, gar keine Privatsphäre zu haben, total abgeschreckt hat, bin ich mittlerweile super froh und würde das auch jedem empfehlen, zumindest im Hinterkopf zu behalten, denn das macht nicht nur den Mietpreis deutlich angenehmer, sondern man findet auch einfach viel leichter ein Zimmer. Meine Mitbewohnerin/ Zimmergenossen Sally kommt aus Südkorea und ist ebenfalls für ein Jahr in San Diego – und so lerne ich ganz selbstverständlich auch ihre Kultur kennen. Praktischerweise hat sie auch ihren eigenen YouTube-Channel, wenn ihr also mehr über unser spannendes Leben erfahren wollt, dann checkt auf jeden Fall ihren Blog aus. Und nicht vergessen: like, comment and subscribe 😊

Jetzt habt ihr es geschafft! Hier noch superleckere Bilder von Truthahn und Co., da wir heute Thanksgiving gefeiert haben und mich eine Freundin zu ihrer Familie eingeladen hat. Ich wünsche euch allen eine frohe (Vor-)Weihnachtszeit und trinkt einen Glühwein für mich mit!

Hasta luego, Theresia

Start ins Fall Semester in Normal

Am 09. August 2022 ging ich auf große Reise. Trotz des um 2 Stunden verspäteten Abflugs in München und einer sehr großen Bibberpartie, ob ich meinen Anschlussflug in Reykjavik erwischen würde (die Umsteigezeit in Island belief sich auf genau 45 Minuten) konnte ich nach einem intensiven Sprint im Rejkaviker Flughafen meinen Anschlussflug erreichen und gut in Chicago ankommen.

Meine ersten zwei Tage in den USA verbrachte ich in Chicago, welches mit nur ca. 2 Stunden Entfernung von Normal ein regelmäßiges Wochenendziel im Laufe des Semesters werden sollte. Natürlich durfte das obligatorische Foto mit der Cloud Gate Skulptur („The Bean“), dem Trump Tower sowie der Skyline nicht fehlen. Die etwas speziellere Foto-Idee mit der Bean entstammt allerdings nicht meiner Kreativität sondern ist meiner ersten (ebenfalls etwas spezielleren) amerikanischen Bekanntschaft zu verdanken. Hierbei handelte es sich um einen Chicagoer Fotografen, der an einem Kalender („365 Days around the Bean“) arbeitet und dafür willkürlich Menschen anspricht, die er an der Bean trifft, um ein Foto von ihnen und der Bean zu machen. Jedenfalls hatte ich dadurch einen interessanten Nachmittag, tolle Bilder – und im Nachgang eine gute Story zu erzählen. Und natürlich wäre Chicago auch nicht vollkommen ohne eine kleine Prise „The Länd“ (siehe gelber Sticker auf dem Bild).

Den größten Teil meiner Zeit verbringe ich allerdings nicht in Chicago, sondern an in der Illinois State University (ISU) in Normal. Und ja, „Normal“ macht seinem Namen durchaus alle Ehre. Es handelt sich um eine recht „normale“ Stadt tief im Midwest der USA. Die beiden Partnerstädte Bloomington und Normal lassen sich Größen-technisch gut mit Ulm und Neu-Ulm vergleichen allerdings mit einem etwas höheren Anteil an studentischer Bevölkerung – die Uni umfasst ca. 20.000 Studenten. Die meisten dieser Studenten (ebenso auch ich) wohnen in Normal „off-campus“, d.h. in einer WG mit drei weiteren Mitbewohnern. Das Apartment wird nicht von der Uni selbst vermieten, sondern von einem der vielen Immobilienunternehmen, die sich insbesondere auf Studierende der ISU spezialisiert haben. Meine drei Mitbewohner sind alle Amerikaner und haben immer sehr viel Spaß daran, mich mit der amerikanischen Kultur bekannt zu machen. Wir sind bspw. zu Beginn des Semesters gemeinsam auf das Homecoming Football Game gegangen, um unser College-Team anzufeuern (Go Redbirds!) – man beachte die beeindruckende Kriegsbemalung in ISU-Farben auf unserem Selfie vor dem Spiel. (Der aufmerksame Leser zählt auf diesem Foto 5 statt der zu erwartenden 4 Personen. Grund hierfür ist unser Adoptiv-Mitbewohner – der Freund von Victoria, einer meiner Mitbewohnerinnen – der uns zu dem Spiel begleiten durfte.)

Die Einwohner Normals sind besonders stolz auf Uptown Normal und insbesondere auf den Uptown Circle – eine kleine Marktplatz-ähnliche Grünfläche, in der es im Sommer häufig Livemusik gibt und die in der Vergangenheit bereits verschiedene Awards abgestaubt hat. Auch alle Studentenbar-Gänger kommen in Uptown Normal auf ihre Kosten – die beiden Bars „Pub II“ und „Brewe Ha’s“ erfreuen sich großer Beliebtheit und lassen sich am besten als eine Mischung aus HK, Kulisse und Mobar beschreiben – meine persönliche Empfehlung für alle zukünftigen ISU-Studis ist der Margarita Pitcher in Pub II. Wer eher nach klassischen Bars oder auch Clubs sucht, findet diese in Downtown Bloomington – tagsüber per Bus in ca. 20 min erreichbar. Da die Busse nach amerikanischer Manier allerdings abends und nachts nur äußerst sporadisch fahren, muss man sich hierfür aber mit Uber, Lyft und Co. behelfen.

So „normal“ die Stadt selbst sich auch präsentiert, so beeindruckend und für Ulmer Verhältnisse definitiv nicht „normal“ ist allerdings die ISU. Ganz nach amerikanischem Geschmack ist hier alles grösser, weitläufiger und besitzt 10 mal mehr Angebote. Der Campus besteht aus Backsteinhäusern, die um einen kleinen Park („The Quad“) herum angeordnet sind. Im Sommer ist „The Quad“ bevölkert von Studenten mit ihren Hängematten und im Herbst von selbigen mit ihren Pumpkin-Spiced Lattes.

Die Uni bietet ein sehr umfangreiches Angebot an verschiedensten Sportarten, einem Fitness-Studio, Pool, Kletterwand, Esport Center und zahlreichen Group Fitnessklassen. Die Tatsache, dass alle diese Angebote den Studenten kostenlos zur Verfügung stehen, hat mich als guter Schwabe dazu bewogen, ein paar neue Sportarten auszuprobieren. Dadurch bin ich nun tatsächlich ein großer Fan von den angebotenen Kettlebell- sowie Lang- und Kurzhanteltrainings und verschiedenen Yoga-Kursen geworden.

Auch an Vorlesungen besitzt die Uni eine große Auswahl, insbesondere im Bereich der Statistik und der Aktuarwissenschaften. Dieses Semester höre ich die drei Vorlesungen MAT 337 Advanced Linear Algebra (quasi LA 1 & 2), MAT 453 Regression Analysis und MAT 483 Mathematical Models In Finance & Investments. Neben meinen Vorlesungen arbeite ich als Graduate Assistant am Mathe Institut der Uni. Hierbei bin ich in erster Linie der Vorlesung MAT 119 College Algebra zugeordnet, einer Vorlesung, die im Zuge der „General Education (Gen Ed)“ alle ISU-Erstsemester hören müssen, die nicht in einem mathematischen Studiengang studieren. Zu meinen Aufgaben gehören

  1. Labs zu halten, zu denen die Studierenden kommen können, um ihre Übungsblätter zu bearbeiten und die Vorlesung zu besprechen.
  2. die Übungsblätter meiner Studierenden zu korrigieren.
  3. in der Vorlesung die Anwesenheit der Studierenden protokollieren (ja, hier gibt es in einigen Vorlesungen eine Anwesenheitspflicht).
  4. als Tutor im “Tutoring Center“ der Uni Studierende aller mathematischen Grundvorlesungen bei Fragen zum Stoff oder zu ihren Hausaufgaben zu unterstützen.
  5. viele Mails von hilflosen und verwirrten Erstis zu beantworten.

Auch wenn es durchgehend spannend ist, ein neues Uni-System zu erleben, freue ich mich doch immer sehr über Wochenendausflüge, in denen es nicht ausschließlich um Uni-Themen geht. Das International Office der ISU organisiert im Laufe des Semesters verschiedene Ausflüge, die es für International Students sehr unkompliziert machen, interessante Städte in der Umgebung zu sehen. In diesem Zuge waren wir unter Anderem bereits in Chicago sowie auf einem Tagesausflug in Springfield, der Hauptstadt Illinois‘ (empfehlenswert ist hier das Lincoln Museum und das Capital Building, s. Foto). Auch der Transport zu der jeweiligen Destination ist immer ein Erlebnis: Um die Exkursionen für International Students so preiswert wie möglich anbieten zu können, mietet das International Office sehr gerne die gelben Schulbusse, die ich bisher nur aus amerikanischen Filmen kannte – sie besitzen leider nur eine sehr dürftige Federung und eine Beinfreiheit, die sehr viel Verbesserungspotenzial hätte – aber wie gesagt, ein Erlebnis.

Nachdem die Studierenden hier in den USA zu Thanksgiving eine ganze Woche frei bekommen, um nach Hause zu ihren Familien zu fahren und dort zu feiern, haben wir mit einigen anderen International Students beschlossen, eine eigene kleine Thanksgiving Feier abzuhalten. (In diesem Zuge habe ich den Begriff „Friendsgiving“ kennen gelernt, der mir sehr gut gefällt). Um dem Klischee der International Students auch gebührend zu entsprechen, haben wir zu Thanksgiving allerdings nicht den traditionellen Turkey gemacht, sondern ein Gericht aus jeweils dem eigenen Land. Nach etwas Chaos in der Küche, wenn acht verschiedene Menschen versuchen, gleichzeitig zu kochen, hatten wir schlussendlich einen sehr guten Abend.

Auch ein Trip zu St. Louis darf von Normal aus nicht fehlen. Hierfür haben wir zu viert ein Auto gemietet, sind auf einen Roadtrip nach St. Louis aufgebrochen und für zwei Tage die Stadt unsicher gemacht. Empfehlenswert in St. Louis ist ein Ausflug zum Busch Stadium (Baseball), eine Besichtigung der Budweiser Brewery, deren Gebäude teilweise stark an jene aus dem Film Charly und die Schokoladenfabrik erinnern, und kulinarische Spezialitäten aus St. Louis: St. Louis Style Ribs (wir waren bei Salt & Smoke und Sugarfires) sowie St. Louis Buttercake (hatten wir in Park Avenue). Auch der Gateway Arch ist definitiv ein Besuch wert! Wir hatten das Glück, gerade zu Sonnenuntergang Tickets für die Gondel zu ergattern, mit der man innerhalb des Arches nach oben fahren kann. Von der Aussichtsplattform in der Spitze des Bogens hatte man zu dieser Uhrzeit einen sehr beeindruckenden Blick auf die Stadt.

So viel zu mir und meinen bisherigen Erlebnissen aus den USA. Mittlerweile habe ich das erste Semester hinter mich gebracht und genieße jetzt meine Winter Break.

Viele Grüße, Lia.

Sonniger Start im Sunshine State

Bevor man sich für ein Jahr an einem sonnigen Strand entspannt, kann man auch eine Woche lang den Trubel der bekanntesten amerikanischen Stadt beobachten. Das dachten Theresia und ich uns und verbrachten – bevor wir zu unseren neuen Unis flogen – noch eine Woche in New York City. Diese Stadt ist definitiv eine Reise wert und eine der beeindruckendsten Städte, die ich je gesehen habe.

Von New York aus ist es ein entspannter dreistündiger Flug bis zu meiner neuen Heimat in Pensacola. Dort angekommen traf mich direkt der Schlag: Wenn man aus dem übertrieben runtergekühlten Flughafen in die bei praller Sonne 37 Grad (gefühlt mehr) heiße Stadt rausgeht, ist das so, als würde man gegen eine Wand laufen. Daran muss man sich generell erst einmal gewöhnen: Die Amerikaner kühlen alle Innenräume so stark runter, dass man wirklich friert. Daher laufen hier auch viele bei knapp 40 Grad in langer Hose und Pulli rum.

Für die ersten Tage hatte ich ein AirBnb gebucht, da ich erst am Ende der Woche in mein Wohnheim einziehen konnte. Der nächste Bus, der in meine Richtung fuhr, kam erst in knapp zwei Stunden und brauchte etwa 45 Minuten. Ich dachte mir, ich mache mal das Beste daraus und nutze die Chance, die Stadt etwas zu sehen und entschloss mich, die acht Kilometer zu laufen, war ja immer noch deutlich schneller als der Bus. Leider ist die Region beim Flughafen nicht unbedingt der sehenswerte Teil der Stadt und Gehwege gehören hier wohl auch nicht zum Standard. Die nächsten Tage verbrachte ich damit, die Uni zu erkunden und den ganzen bürokratischen Blödsinn für meine Arbeit zu erledigen. Am Freitag gab es einen International Orientation Day. Dort habe ich alle anderen internationalen Masterstudenten kennengelernt, unter anderem einen italienischen Informatiker und einen deutschsprechenden Inder, mit denen ich mich regelmäßig treffe. Der Umzug am Samstag verlief völlig problemlos. Ich habe mich letztendlich mangels Alternativen für das Wohnheim „The Next“ entschieden. Durch die miserablen Google-Rezensionen war ich sehr skeptisch, die Bedenken sind nun ausgeräumt. Die Apartments sind deutlich schöner als die Wohnheime in Ulm, dazu gibt es ein kleines Fitnessstudio, einen Pool, Billard, Tischtennis und weitere Aktivitäten. Beschweren darf man sich eigentlich echt nicht.

Am Montag ging dann auch schon die Uni los. Dieses Semester höre ich drei Vorlesungen. Mein Academic Advisor hat mir die beiden verpflichtenden Vorlesungen „Matrix Theory“ und „Statistical Inference“ aufgeschwätzt. Matrix Theory ist bisher reine LA1, im Laufe des Semesters sollte es sogar noch Teile der LA2 abdecken. Statistical Inference entspricht mehr oder weniger der WR- und der Stochastik-Vorlesung. Der Fokus in beiden Vorlesungen ist das Rechnen, ab und zu macht man aber sogar kleine Beweise. Immerhin ist Matrix Theory online, das erlaubt es mir, die Vorlesung flexibel zu hören. Komplettiert wird mein Semester von der Vorlesung „Nonparametric Statistics“. Das ist die interessanteste Vorlesung dieses Semester, da hier der Fokus auf R-Programmierung liegt. Allerdings frage ich mich, wo alle Mathestudenten hier sind. In einer Vorlesung sind nur zwei indische Data Science Studenten, viele Studenten sind reine Onlinestudenten, die nebenher arbeiten. Ich habe bis auf eine Chinesin noch keinen Mathemaster-Studenten kennengelernt. Auch die Math Association, über die im Blog mal berichtet wurde, gibt es scheinbar nicht mehr. Über Covid wurde das Onlinestudium wohl viel populärer. Darüber hinaus besteht mein Job dieses Semester daraus, Blätter und Klausuren für zwei Calculus Kurse zu korrigieren. Das kann bei 180 Studierenden auch mal stressig werden, ist im Allgemeinen aber gut machbar. So habe ich auch Kontakt zu Professoren, die mich sogar zum wöchentlichen Tennis spielen eingeladen haben. Alles in allem ist das Semester ideal, um in Ruhe anzukommen und das sehr gute Wetter zu genießen (Der Hurricane Ian ist zum Glück vorbeigezogen). Direkt neben der Uni ist ein Nature Trail, eine Sumpflandschaft, an der man wandern kann. Mit etwas Glück (oder Pech, wie man’s nimmt) bestaune ich hier Alligatoren, Gürteltiere, Schildkröten und Schlangen in freier Wildbahn. Ich habe jede Menge Zeit, um laufen zu gehen (wobei die Schilder hier zu schnelleren Leistungen motivieren) und die Annehmlichkeiten der Uni zu genießen. Die Uni hat ein großes Fitnessstudio, eine Kletterwand, mehrere Hallen zum Basketball oder Volleyball spielen, Tennisplätze und alles ist inklusive Ausrüstung kostenlos. Außerdem kann man als Student auch gratis zu allen Footballspielen (Go Argos!) oder anderen Sportveranstaltungen gehen, wo man immer viele Internationals trifft. Generell ist die Uni super gut organisiert, ich habe unter anderem bereits an einem 3vs3 Basketballturnier und an den H2Olympics (da werden kompetitiv im Turniermodus Trinkspiele gespielt) teilgenommen. Es ist immer etwas los, auch das Global Quarter bemüht sich, viel für die Internationals anzubieten. Jeden Donnerstag ist hier eine Coffee Hour, an der sich viele Internationals, aber auch einige Amerikaner treffen, Kaffee oder Chai trinken, Spiele spielen und sich unterhalten. So trifft man die unterschiedlichsten Menschen aus allen Ländern, mit denen man sich dann regelmäßig bei „Mugs and Jugs“ (das Äquivalent zur MoBar) für einen gemütlichen Abend oder zum Feiern Downtown trifft.

So habe ich auch einige Autobesitzer kennengelernt, die unverzichtbar sind. Für die Busse kann man sich zwar kostenlose Tickets abholen, sie fahren jedoch im 2-Stunden-Takt, sind gerne 30 Minuten zu spät und fahren nach 18 Uhr gar nicht mehr. Dazu ist die Stadt sehr weitläufig, zum Strand etwa fährt man etwa 20 bis 30 Minuten mit dem Auto. Das lohnt sich aber sehr, warum sonst studiert man auch am Golf von Mexiko?

Abgesehen davon hatte ich an Wochenenden auch bereits Zeit für zwei kleinere Trips nach Montgomery und nach New Orleans, die beide gut mit dem Auto zu erreichen sind. Gerade New Orleans ist für sein Nachtleben bekannt, aber auch tagsüber schön und geschichtsträchtig. Ich bin sehr gespannt, was die kommenden Monate noch auf mich zukommt. Die ersten Monate machen Lust auf mehr.